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Masterstudiengang der TU München entwirft innovative Konzepte
Im November 2025 hat die Projektgruppe „Brutaler Aufsteiger – Umbau Rathaus Kaiserslautern“ des Lehrstuhls für Entwerfen und Konstruieren der Technischen Universität München das Kaiserslauterer Rathaus besucht. Im Rahmen der geplanten Rathaussanierung werden sich die Master-Studierenden mit der integrierten Betrachtung von Architektur und technischer Gebäudeausrüstung im Sinne der Denkmalpflege beschäftigen, innovative Lösungen und mögliche Potentiale suchen sowie die Kosten im Auge behalten. Bei ihrem Aufenthalt in Kaiserslautern konnten sie ihr Studienobjekt vor Ort kennenlernen.
„Wir sehen die Rathaussanierung als Modellprojekt für den denkmalgerechten Umbau komplexer Verwaltungsbauten“, begrüßte Baudezernent Manuel Steinbrenner die Studentinnen und Studenten. „Uns interessiert, wie sich mit dem Prinzip des einfachen Umbaus robuste, wartungsarme Lösungen entwickeln lassen, die die Architektur respektieren und zugleich Betrieb und Kosten langfristig stabilisieren. Wenn daraus übertragbare Ansätze entstehen, können auch andere Kommunen bei vergleichbaren Bestandsbauten profitieren.“
Bereits am 09. September hatte der Auftaktworkshop in Kaiserslautern stattgefunden. „Das Kaiserslauterer Rathaus ist ein idealer Prüfstein für das einfache Umbauen“, so Professor Florian Nagler. „Gerade im denkmalgeschützten Hochhaus zeigt sich, wie viel Qualität mit klaren, robusten und dauerhaft wartungsarmen Lösungen erreichbar ist.“ Professor Thomas Auer betonte die technische Perspektive: „Für mich ist das Rathaus ein Musterfall dafür, wie wir Gebäudetechnik im Bestand neu denken müssen – weniger Komplexität, mehr Robustheit und eine Strategie, die im Alltag zuverlässig funktioniert. Wenn Architektur und Technische Gebäudeausrüstung hier gemeinsam vereinfacht werden, kann daraus ein übertragbarer Ansatz für viele kommunale Großbauten entstehen.“
Die Sanierung des 1968 eingeweihten Hochhauses bietet die Möglichkeit, gleichzeitig über einen Umbau nachzudenken: Wie sollte die Stadtverwaltung zukünftig arbeiten, um sich erfolgreich an gesellschaftliche Veränderungen anzupassen? Denn wo früher beispielswiese analoge Verfahren mit Papierakten und Schreibmaschinen den Alltag prägten, bestimmen heute digitale Arbeitsweisen und flexible Strukturen das Geschehen. Nicht zu vergessen ist, dass das Rathaus auch von Bürgerinnen und Bürgern genutzt wird, beispielsweise für Behördengänge oder politische Teilhabe. „Die Modernisierung des Rathauses ist die Chance, Denkmalpflege, neue Arbeitswelten und eine pragmatische Technikstrategie zusammenzubringen“, erklärte Manuel Steinbrenner. „Unser Ziel ist ein Haus, das für digitale, flexible Verwaltung funktioniert – ohne den Charakter des Gebäudes zu verlieren.“
Hier knüpft die Aufgabenstellung der Studierenden an. Das Ziel ist, neben einem behutsamen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz angemessene Umbaumaßnahmen zu entwickeln, die das Rathaus zugänglich machen und aufwerten. Während ihres Aufenthalts in Kaiserslautern hatten die Studierenden die Gelegenheit, das Rathaus kennenzulernen. Das Referat Gebäudewirtschaft, das Referat Organisationsmanagement, der Personalrat, das Stadtarchiv und ein externer Schadstoffsachverständiger präsentierten den aktuellen Stand des Bauvorhabens und standen für Fragen zur Verfügung. Jeweils in Zweierteams werden die Studierenden bis zum Ende des laufenden Wintersemesters Entwürfe sowie eine Broschüre erarbeiten.
Zahlreiche komplexe Anforderungen machen das Umbauen zu einer anspruchsvollen Planungsaufgabe. Es geht darum, mit minimalen Eingriffen maximalen Nutzen zu erzielen. Ein gelungenes „einfaches Umbauen“ setzt auf klare, verständliche Konzepte, materialgerechte Konstruktionen und geringere technische Abhängigkeiten. „Einfach“ bedeutet dabei nicht Verzicht auf Qualität, sondern robuste, wartungsarme und dauerhaft tragfähige Lösungen, die den Bestand respektieren und sich sinnvoll in das denkmalgeschützte Gebäude einfügen. So spielen beispielsweise reduzierte, funktionale Details eine zentrale Rolle, die das Bauwerk konstruktiv vereinfachen. Trotzdem bleiben die Standsicherheit, der Brandschutz, die Barrierefreiheit und das Energierecht unverändert gewahrt. Was nicht unnötig komplex ist, bleibt wartungsarm und dauerhaft – und damit „einfach“.
So soll in Teilbereichen der Rathaussanierung auch geprüft werden, ob ein Vorgehen nach Gebäudetyp E sinnvoll ist. Der Gebäudetyp E ist kein fest definierter Gebäudetyp, sondern ein Planungs- und Vertragsansatz für einfaches, bedarfsgerechtes Bauen. Er zielt darauf ab, im Einvernehmen der Beteiligten von Standards abzuweichen, die gesetzlich nicht zwingend sind, um effizientere, ressourcenschonendere und kostengünstigere Lösungen zu ermöglichen – ohne Abstriche bei Standsicherheit, Brandschutz, Barrierefreiheit und weiteren Schutzzielen. Der Ansatz ist sowohl im Neubau als auch im Gebäudebestand anwendbar.
Nach den am 20. / 21. November 2025 veröffentlichten gemeinsamen Eckpunkten des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz und des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen soll hierfür ein Gebäudetyp-E-Vertrag als zivilrechtlicher Rahmen entwickelt werden. Damit sollen einfachere, bedarfsorientierte Standards verlässlich vereinbart werden können, unter Anknüpfung an die technischen Baubestimmungen der Länder. Welche baulichen und technischen Maßnahmen sich im Rahmen dieser Logik erstmals für ein Hochhaus als Bestandsgebäude übertragen lassen, wird im Projekt untersucht.
Der Kursname „Brutaler Aufsteiger“ leitet sich vom Begriff des Brutalismus ab, einem Baustil der Moderne. In der Nachkriegsmoderne entstanden zahlreiche Rathäuser, die als Ausdruck demokratischer Erneuerung galten. Dies spiegelte sich besonders in den 1960er- und 1970er-Jahren auch in der Architektur wider. Beton wurde zum bevorzugten Baustoff und galt als modern, vielseitig und zukunftsorientiert. Der Brutalismus besticht durch klare Formen, Sichtbeton und eine monumentale Wirkung. Einige Gebäude dieser Epoche stehen mittlerweile unter Denkmalschutz. So seit 2019 auch das von Roland Ostertag geplante Kaiserslauterer Rathaus, das als städtebauliches Wahrzeichen gilt.
Autor/in: Pressestelle
Kaiserslautern, 11.12.2025