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Pressemitteilung vom 16.05.2013
Kaiserslautern profitiert vom Euro
Vortragsveranstaltung mit Professor Rudolf Hickel und Karl-Heinz Dielmann
Es lohnt sich, den Euro zu retten, gerade auch für die Exportstadt Kaiserslautern. Diese Auffassung vertraten Professor Rudolf Hickel von der Universität Bremen und Karl-Heinz Dielmann, Vorsitzender des Vorstandes der Stadtsparkasse Kaiserslautern, in einer Vortragsveranstaltung des Europa Direkt Informationszentrums Kaiserslautern am 13. Mai 2013.
Im Stiftskeller beschäftigten sich die beiden Experten mit der Eurokrise und ihren Auswirkungen auf die Westpfalz. "Ein Ausstieg aus dem Euro wäre der ganz falsche Weg", betonte Hickel. "Das würde jedes exportorientierte Unternehmen in Deutschland treffen, auch in Kaiserslautern, weil die D-Mark aufwerten würde." Hickel sieht bei einer Wiedereinführung nationaler Währungen auch die Gefahr des Auseinanderbrechens der deutsch-französischen Achse, weil dann auf dem Franc ein riesiger Abwertungsdruck lasten würde. Als Anlagewährung genieße der Euro ein hohes Maß an Anerkennung. Der Professor wies auch auf die enormen Kosten für die Wiedereinführung der D-Mark hin. Statt einer Abschaffung des Euros solle man die Wirtschaftsunion ausbauen und die Finanzmärkte umfassend regulieren. "Banken müssen kleiner werden und in die Insolvenz gehen können wie jedes andere Unternehmen auch", erklärte Hickel. Er forderte einen "Herkulesplan" mit einer Investitionsoffensive für die von Krisen geschüttelten südeuropäischen Länder. "Euroland war noch nie so tief gespalten. Das macht mich traurig, weil ich ein Anhänger der europäischen Einigung bin", bekannte er.
Auch Kaiserslautern leide unter einem Rückgang der Exporte, der durch einen Nachfragemangel in den südeuropäischen Ländern verursacht sei, stellte Karl-Heinz Dielmann fest. "Wie sollen die Menschen in den Krisenstaaten bei ihrer extrem hohen Arbeitslosigkeit deutsche Produkte bezahlen?", fragte er. Die Verlierer der Krise seien in Kaiserslautern die Sparer, da für ihre Einlagen nur noch niedrige Zinsen gezahlt werden könnten, die unterhalb der Inflationsrate lägen. Dass die Gehaltsempfänger mit kleinem Sparbuch dadurch täglich Geld verlören, sei "brutal". Dielmann warb um Verständnis dafür, dass die Sparkassen beim besten Willen nicht in der Lage seien, ihren Kunden bessere Konditionen zu bieten. Aber die Zinssätze seien aus politischen Gründen niedrig, damit sich die Krisenstaaten günstiger refinanzieren könnten. Der Lautrer Sparkassenchef warnte vor risikoreichen Produkten, die mit viel zu hohen Renditen lockten: "Das ist Teufelszeug!" Dafür könnten sich diejenigen, die jetzt einen Kredit bräuchten, über vorteilhafte Bedingungen freuen. Gute Immobilien an guten Standorten seien durchaus empfehlenswert. In Kaiserslautern konzentriere sich die Nachfrage auf die Innenstadt. Dielmann warnte vor einer Immobilienblase, zwar nicht in Kaiserslautern, aber an Standorten wie Warschau, Amsterdam oder New York. In der Westpfalz müssten Immobilienkäufer allerdings bedenken, dass die Nachfrage von Seiten der Amerikaner unter Umständen zurückgehen könnte, und ihre Finanzplanung sowie die Standortwahl der Immobilie darauf einstellen.
Beide Referenten punkteten bei ihren Zuhörern durch ein leidenschaftliches Bekenntnis zum Mindestlohn. Hickel erläuterte, dass in Deutschland inzwischen 22 Prozent der Beschäftigten ein Einkommen bezögen, von dem sie nicht leben könnten. Untersuchungen hätten erwiesen, dass die Einführung eines Mindestlohns keine Arbeitsplätze koste. Dielmann berichtete von den negativen Folgen der Niedriglöhne: "Ich erlebe das bei Kontoinhabern, die zwei bis drei Jobs haben und zittern, ob alles gut geht. Menschen müssen in der Lage sein, sich aus eigener Kraft zu ernähren."
Gerhard Degen, der Leiter des Europa Direkt Informationszentrums Kaiserslautern, freute sich über die engagierten und emotionalen Vorträge. Im Hinblick auf die südeuropäischen Krisenstaaten betonte er: "Da ist viel Solidarität aus Deutschland gefragt!"
Autor/in: Pressestelle
Kaiserslautern, 16.05.2013