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Pressemitteilung vom 30.07.2019

„Jetzt stehen da unsere Unterschriften“

Junge Beamte der Stadtverwaltung berichten im Interview über ihre duale Ausbildung

Lena Stuppy und Dennis Windecker haben es geschafft: Nach drei Jahren Spagat zwischen Verwaltungshochschule und Stadtverwaltung wurden Sie nun als Stadtinspektoren fest in den Dienst der Stadt Kaiserslautern übernommen. Was Sie dazu bewogen hat, diesen Weg einzuschlagen und wie es ihnen dabei ergangen ist, berichten die jungen Beamten im Interview.

Nach dem Abitur steht jungen Menschen ja quasi die ganze Welt offen. Sie haben sich für eine Laufbahn bei der Kaiserslauterer Stadtverwaltung entschieden. Wieso?

LS: Erst einmal habe ich von der Arbeit in der Verwaltung vorab schon viel Positives gehört. Bei zwei absolvierten Verwaltungspraktika habe ich mich dann auch selbst davon überzeugen können, daraufhin war schnell klar, dass ich das auch beruflich machen möchte.  Nach Bewerbungen bei verschiedenen Verwaltungen habe ich mich letztlich für Kaiserslautern entschieden.

DW: Als größte Behörde im Umkreis sprach vieles für die Kaiserslauterer Stadtverwaltung. Neben den vielen abwechslungsreichen Tätigkeitsfeldern sah ich hier für mich auch die besten Aufstiegschancen.

Der Andrang auf die Stellen als Beamtenanwärterinnen- und Anwärter für das dritte Einstiegsamt ist groß. Wie lief die Bewerbungsphase ab?

LS und DW: Zunächst mussten wir uns online bei der Stadtverwaltung bewerben. Anschließend erfolgte die Einladung zu einem zweiteiligen Einstellungstest und nach dessen Bestehen die Einladung zu einem Bewerbungsgespräch.

Wie können sich Außenstehende den Ablauf des dreijährigen dualen Studiums vorstellen?

LS: Theoretische und praktische Phasen haben sich immer wieder abgewechselt. Zu Beginn der Ausbildung wurden wir erst einmal einen Monat in der Stadtverwaltung eingesetzt, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen. Anschließend ging es für die theoretische Ausbildung acht Monate an die Verwaltungshochschule nach Mayen.

DW: Mit insgesamt 22 Fächern haben wir an der Hochschule alle für die Verwaltungsarbeit nur erdenklichen Rechtsgebiete thematisch behandelt.  Es war also nie langweilig und die meiste Zeit sehr spannend.

Das ist ja eine immense Bandbreite. Gibt es einen thematischen Schwerpunkt?

DW: Zum allergrößten Teil haben wir Rechtsfächer belegt. Das ging vom allgemeinen Verwaltungsrecht, über Kommunalrecht bis hin zu Bau- und Personalrecht.

LS: Themen wie Kommunikation, Wirtschaft und Finanzmanagement gehörten allerdings auch dazu. Die Module sind über die drei Jahre aufgeteilt und an jedem Ende eines Theorieteils stehen Prüfungen an.

Bei der Vielzahl an Fächern war das Lernpensum sicherlich beachtlich, oder?

DW: Zwei Monate vor den Prüfungen bekommt man es schon ein wenig mit der Angst zu tun, da kommt schon extrem viel Stoff zusammen. Da gerät man auf einmal ganz schön unter Druck, denn man darf nur zwei Mal wiederholen.

LS: Man muss definitiv rechtzeitig anfangen, den Stoff zusammenzufassen, sonst schafft man es nicht. Vor allem bei der Abschlussprüfung nach dem dritten Jahr, da wurde der ganze Stoff nochmals abgefragt.

Ihre Zeit in Mayen hat Sie bestimmt nicht nur inhaltlich gefordert. Wie lebt es sich dort als Student?

DW: Das Leben in Mayen war eine großartige, ganz neue Erfahrung.  Wir haben schnell lernen müssen, uns selbst zu organisieren. Der Wohnungsmarkt in Mayen ist überschaubar und es war nicht leicht, eine bezahlbare Bleibe zu finden. Die erste eigene Wohnung dann auch zu unterhalten, auch in Kombination mit der Uni, war anfangs schon eine Herausforderung.

LS: Es war eine tolle Zeit. Ich habe in einer WG gelebt und auch da habe ich viel dazu gelernt –man wird tatsächlich zur Selbstständigkeit und Kompromissbereitschaft erzogen.  Die Feierei kam natürlich auch nicht zu kurz – das gehört zum typischen Studentenleben dazu.

Und dann gab es immer wieder Praxisphasen in der Stadtverwaltung. Wie hat sich dieser Teil Ihrer Ausbildung gestaltet? Gab es auch praktische Prüfungen?

LS: Insgesamt haben wir fünf Referate durchlaufen, inklusive der Gastausbildung in anderen Kommunalverwaltungen. Dort hatten wir dann zwei bis drei Monate am Stück „learning on the job“ sozusagen.

DW: Prüfungen kann man das nicht unbedingt nennen. Wir mussten zwei bis drei sogenannte Aufsichtsarbeiten durchführen, die unsere Ausbildungsbeauftragten der jeweiligen Referate beaufsichtigt haben. So mussten wir etwa einen Bescheid erstellen, einen Vortrag halten oder einen Außentermin wahrnehmen.

Drei Jahre duale Ausbildung liegen nun hinter Ihnen. Jetzt arbeiten Sie fest in Ihrem eigenen Sachgebiet. Fühlen Sie sich durch die praktische und theoretische Ausbildung für Ihre jetzige Tätigkeit ausreichend vorbereitet?

LS: Zum Thema Personal / Personalverwaltung, das nun in meinem Aufgabengebiet liegt, haben wir in der Schule einiges gelernt. Für diesen Fachbereich wurden wir bestens vorbereitet, gerade was die Rechtsgrundlagen angeht. Fakt ist aber auch: Das meiste lernt man vor Ort von seinen Kollegen.

DW: Das kann ich nur bestätigen. Die Theorieinhalte, die in der Schule vermittelt wurden, sind eher selten Grundlage für die konkreten Aufgaben in meiner spezifischen Abteilung, den Liegenschaften. Da musste ich mich nochmal extra in die Rechtsgebiete einlesen, hier war und ist viel „learning by doing“ gefragt und die erste Fortbildung steht auch schon an. Für die tolle, intensive Einarbeitung bin ich auch sehr dankbar.

Es gibt also Verbesserungsbedarf in der theoretischen Ausbildung?

DW: Das ist schwer zu sagen, denn das Studium in Mayen ist schon sehr breit gefächert und alles kann man auch im Studium nicht lernen. Der Fachbereich „Liegenschaften“ und das Thema „Erbbaurecht“ wurden nur relativ oberflächlich behandelt, das hätte in meinem speziellen Fall tatsächlich gerne etwas intensiver besprochen werden können.

LS: Manche Fächer in Mayen waren für uns persönlich teilweise etwas praxisfremd, also da wurden zum Teil Inhalte abgefragt, die wir in der kommunalen Verwaltung eher nicht brauchen. Aber es gibt ja auch noch andere Behörden, bei denen das wiederum relevant sein könnte, da muss man immer das „große Ganze“ sehen. In der Praxis haben wir meistens „on the job“ gelernt, das hat für die am Ende angehäufte Sachkenntnis am meisten gebracht.

Würden Sie das duale Studium insgesamt weiterempfehlen?

Beide: Auf jeden Fall!

LS: Rückblickend war es eine tolle und lehrreiche Zeit, gerade auch in Mayen, man lernt so viel fürs Leben. Und auch die Fächer waren alle sehr interessant. Gut finde ich auch, dass Theorie und Praxis so eng miteinander verzahnt sind.

DW: Natürlich ist es auch attraktiv, schon während des Studiums Geld zu verdienen. Das meiste geht zwar für die Lebenshaltungskosten in Mayen drauf, aber das macht dich auch automatisch selbstständiger.

LS: Toll war auch die Unterstützung seitens der erfahrenen Kollegen und der anderen Anwärter. Das Patenprogramm, dass es seit einigen Jahren bei der Stadtverwaltung gibt, war bei uns zwar leider noch nicht etabliert, aber der Austausch hat auch mit den älteren Jahrgängen immer gut funktioniert.

DW: Genau, denn am Anfang ist schon alles sehr viel und sehr ungewohnt. Probleme wurden dann meistens in den Pausen in der Kantine aufgearbeitet, da löst sich vieles von selbst.

Wie fühlt es sich an, jetzt unter eigener Verantwortung für die Stadt Kaiserslautern zu agieren?

LS: Am Anfang wird man schon noch ein bisschen an die Hand genommen, Kollegen schauen zum Beispiel noch mal über die Arbeiten drüber und man fragt noch viel nach. Vieles geht aber schon alleine, mit viel Unterstützung und Geduld aller Kollegen. Aufregend ist natürlich: Jetzt stehen unsere Unterschriften unter den Bescheiden. Das ist schon eine große Verantwortung, der man gerecht werden muss.

DW: Mit der Verbeamtung auf Probe haben wir gleich die Berechtigung erhalten, eigenverantwortlich zu arbeiten und wurden zum Teil auch ins kalte Wasser geworfen.  So lernt man es aber einfach am besten. Es ist schon toll, seine eigenen Gestaltungsmöglichkeiten zu haben. Und auch wenn Außenstehende vielleicht anders denken, langweilig wird es uns hier nicht. Es kommen immer wieder neue Fälle auf, die man noch nicht kennt. Und dass man da mit Steuergeldern hantiert, flößt schon einen gehörigen Respekt ein.



Die frisch in den Beamtenstand erhobenen jungen Stadtinspektoren Lena Stuppy und Dennis Windecker über den Dächern Kaiserslauterns. © Stadt Kaiserslautern

© Stadt Kaiserslautern

Autor/in: Charlotte Lisador - Pressestelle

Kaiserslautern, 30.07.2019