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Eine neue Heimat für das Theodor-Zink-Museum
-Das Haus "Zum Rheinkreis" profitierte von der Sanierung der Altstadt-
Das Theodor-Zink-Museum in der Spittelmühle © Theodor-Zink-Museum
Das "alte" Theodor-Zink-Museum war von 1936 bis in die ersten Kriegsjahre in dem alten Bau des Spittelmüllers auf der Nordseite des Stiftsplatzes untergebracht, und seit 30 Jahren, seit 1978, ist es im ehemaligen "Haus Rheinkreis" in der Steinstraße eingerichtet. Dieser 30. Geburtstag soll gefeiert werden. Das neue Theodor-Zink-Museum wurde am 18. Februar 1978 in der ehemaligen Fuhrmannswirtschaft, dem vormals etwas feineren "Haus Rheinkreis" in der Steinstraße 48 eröffnet.
Als die Wiederaufbauphase und die ersten Stadterweiterungen nach dem Krieg abgeschlossen waren, erinnerte sich die Stadt wieder ihres Theodor-Zink-Museums, und man begann nach Räumen zu suchen, um die ausgelagerten Bestände des alten Museums vom Stiftsplatz der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Ein engagierter Förderkreis nahm sich des Projekts an. Der Neubau eines Museums kam aus finanziellen Gründen nicht in Frage, der alte Bau, die Spittelmühle am Stiftsplatz, war schon im April 1951 abgerissen worden. Auch der Abriss des Pfaffbads im Juni 1975, das sich nach entsprechendem Umbau durchaus für die Einrichtung eines Museums geeignet hätte, wurde leider zu spät bedauert. Ein Teil des Karlsberg-Gebäudes auf der Südseite des Stiftsplatzes wäre für ein Theodor-Zink-Museum in Frage gekommen. Aber beim Abriss im Jahr 1960 standen andere Interessen im Vordergrund.
Schon vor der Aufteilung des Sanierungsgebietes in Teilbebauungspläne hatte die Stadt 1975 das Haus "Zum Rheinkreis" gekauft. Man ahnte eine Möglichkeit. Der Förderkreis engagierte sich und fixierte sich mit Erfolg auf den "Rheinkreis" in der Steinstraße. Von der Maxime der Objektsanierung profitierte dieser heruntergekommene Bau in der Steinstraße 48; er wurde saniert, restauriert und modernisiert. Die Arbeiten waren im Herbst 1977 abgeschlossen, das Theodor-Zink-Museum hatte eine neue Heimat gefunden.
Trachtenfiguren im Theodor-Zink-Museum in der Spittelmühle © Theodor-Zink-Museum
Der alte Restaurationsbetrieb "Haus Rheinkreis" war ursprünglich ein
empfehlenswertes Haus, eine Brauereigaststätte. Die Wirtschaft wurde 1817 von Johann Gelbert eröffnet. Später geriet sie jedoch "wegen der zunehmenden Lautstärke" etwas in Verruf. Sie wurde zur "Fuhrmannswirtschaft". Die Bauern aus den Dörfern im Osten Kaiserslauterns brachten ihre Produkte mit Fuhrwerken auf den Markt in die Stadt, Obst, Gemüse, Kartoffeln und in der kälteren Jahreszeit geschlachtete Hühner, Gänse und Enten. Wenn sie die Steinstraße erreicht hatten, war das "Haus Rheinkreis" die erste Station, an der man im Sommer ein kühles Bier und im Winter einen Schnaps bekam. Dann aber rasch auf den Stiftsplatz zum Wochenmarkt. Vor der Heimfahrt gab es noch eine Einkehr ganz oben in der Steinstraße, im "Rheinkreis". Und wenn man etwas Fantasie hat, hört man beim besinnlichen Museumsbesuch auf dem Pflaster im Innenhof die eisernen Hufe der geduldig wartenden Pferde und in der Fuhrmannswirtschaft die Bauern, wie sie lauthals von ihren guten Geschäften prahlen. Die Gastwirtschaft war ein Kommunikationszentrum. Auch Lauterer Fuhrleute mussten sie geschätzt haben. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Kaiserslautern mehr als drei Dutzend selbständige Fuhrleute. Mit dem Eisenbahnanschluss in Kaiserslautern im Jahr 1848 verlor das Haus "Rheinkreis" mehr und mehr an Bedeutung. Im Adressbuch von 1876 ist es schon nicht mehr erwähnt.
Wenn man rückblickend den Baubestand überschaut, der für ein "neues" Theodor-Zink-Museum damals in Frage gekommen wäre, fällt das Ergebnis spärlich aus. Das alte Haus "Zum Rheinkreis", war bestens geeignet, brachte es doch, wenn man sich eine ordentliche Sanierung vorstellte, eine gute Museumsatmosphäre mit, und eine schöne Altstadt hat sowieso immer etwas museales, also auch ein bestens geeignetes Umfeld.
Theodor-Zink-Museum in der Spittelmühle © Theodor-Zink-Museum
Die Geschichte des Umfelds des heutigen Theodor-Zink-Museums machte einen tiefgreifenden Strukturwandel durch. Das Steintor am oberen Ende der Steinstraße wurde aus Sicherheitsgründen im Jahr 1620 geschlossen. Die Straße verlor ihre Bedeutung als Durchgangsstraße für rund 200 Jahre. Der Durchgangsverkehr benutzte jetzt das Gautor, und die Anwohner gerieten in Streit, wessen Straße nun die Hauptstraße sei. Die Steinstraße wurde erst 1817 wieder Hauptdurchgangsstraße, und eine Gastwirtschaft sollte sich rentieren.
Ein weiterer Schritt des Strukturwandels der Steinstraße bahnte sich an, als sich der Stadtrat 1961 zum ersten Mal mit dem Begriff "Sanierungsgebiet" konfrontiert sah. Die Vokabel "Altstadt" kam erst Anfang der 1970er Jahre hinzu. Es gab eine Zeit, etwa 1945 bis 1961, in der die Stadt glaubte, die Aufgabe der Stadtentwicklung erschöpfe sich im Wohnungsbau. Das war ein Irrtum. Wohnungsbau war zwar über 20 Jahre ein unerlässliches Gebot, in Lautern wurde jedoch zunächst manches übersehen, worum man sich in anderen Städten parallel zum Wiederaufbau bemühte: Die Sanierung alten Baubestands hinkte in Kaiserslautern fast 15 Jahre hinterher. Es muss allerdings gesagt werden, dass der Stadtrat bereits 1961 für Teile des späteren "Sanierungsgebiets Altstadt" eine Veränderungssperre beschlossen hatte. Dieser Beschluss bewirkte zunächst lediglich, dass alles beim Alten blieb. Darin kann man rückblickend die Chance für den alten Bau "Zum Rheinkreis" erkennen, zu "überleben" und ihn einer neuen Nutzung zuzuführen.
Ein entscheidender Schritt in der Altstadtsanierung war der Beschluss des Bauausschusses vom 8. November 1976, durch den das Sanierungsgebiet in sieben Teilbebauungspläne aufgesplittet wurde. Das erste Altstadtfest, initiiert vom Sanierungsbeirat, fand am 1. Oktober 1977 statt. Hier wurde deutlich, dass es noch vieler Anstrengungen bedurfte, das Stadtviertel rund um die Steinstraße in den Stadtkern einzubinden. Für die Fußgängerströme erwies sich die Ost-Westachse zunächst als Barriere. Die Idee eines Fußgängertunnels von der Marktstraße zur Steinstraße aus den Anfängen der 70er Jahre kam wieder auf den Tisch. Dieser Plan wurde jedoch endgültig verworfen.
Steinstraße 48 (heute Theodor-Zink-Museum, 1931) © Theodor-Zink-Museum
In dem Viertel gab es einige historische Kristallisationspunkte. Um sie herum ließ sich eine Altstadt herrichten. Die engen Gässchen, die Martinskirche, die Bürgerhäuser um den St.-Martins-Platz, ein Stückchen Stadtmauer, das alte Haus "Zum Rheinkreis" und der heruntergekommene Wadgasserhof, alle diese aus der Lauterer Vergangenheit eingewanderten Objekte, waren gute Voraussetzungen für die Planer, Altstadtatmosphäre und Altstadtkulisse zu konstruieren.
Als dominierende Baumaßnahmen des sanierten Quartiers fallen der Ausbau des Hauses "Zum Rheinkreis" als Museum ins Auge, das Dekanats- und Pfarrzentrum St. Martin, das Edith-Stein-Haus, das Jugendzentrum (1981) in der Steinstraße 47, die Wohnanlage der Bau AG (1981), der Wadgasserhof und der Kaiserbrunnen (1987). Alle diese "Magnete" zogen auch Publikum in das neue Theodor-Zink-Museum.
Von dem Problem der Zugänglichkeit, der Akzeptanz eines "neuen", restaurierten Stadtviertels war auch das gerade entstehende neue Theodor-Zink-Museum kaum betroffen. Das Theodor-Zink-Museum kam rasch wieder in das Bewusstsein der Bevölkerung und erzielte seine bis heute nicht mehr erreichte jährliche Besucherzahl von fast 40.000 Gästen.
Das Theodor-Zink-Museum am Stiftsplatz wurde 1936 in der "Spittelmühle" eröffnet. Das Haus beherbergte während des Zweiten Weltkriegs, auch nach der Auslagerung der wertvolleren Bestände im Jahr 1941, noch ein paar Kostbarkeiten. Allgemeine Besucherzeiten waren nicht bekannt. Wenn gerade von der Stadt jemand da war und wenn kein Fliegeralarm war, konnte man das Museum besuchen.
Den gegenüber dem Museum gelegenen Wadgasserhof könnte man, auch in Erinnerung an seine alte Funktion, als Annex des Museums sehen. Auch dieses stadtgeschichtlich bedeutsame Objekt hat von der Sanierung der Altstadt profitiert. Der östliche Teil des Gebäudes ist der ältere; er umschließt eine Kapelle aus dem 13. Jahrhundert. Während der Renovierung kam eine Menge bemerkenswerter und schließlich auch erhaltenswerter Einzelheiten zu Tage, so beispielsweise eine Stuckdecke aus der Zeit um 1730. Das Landesamt für Denkmalpflege bewertete die Decke, auf der durch vier Puttenpaaren die vier Jahreszeiten dargestellt sind als "zweifellos eine der bedeutendsten Stuckierungen des Barock".
Gerhard Westenburger
ehem. Pressereferent der Stadt Kaiserslautern