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Gedenkfeier auf dem Synagogenplatz und Demonstration gegen Rechtsextremismus finden große Resonanz
Rund 200 Personen, darunter viele Schülerinnen und Schüler, haben am Montagmorgen in Kaiserslautern der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Zu der zentralen Gedenkfeier hatte die Stadt Kaiserslautern auf den Synagogenplatz eingeladen. Anlass war der Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager von Auschwitz am 27. Januar 1945. Oberbürgermeisterin Beate Kimmel nutzte die Gedenkfeier für einen eindringlichen Appell, „wachsam zu bleiben und genau hinzuschauen“.
Der Tag der Befreiung hinterlasse, so Kimmel in ihrer Rede, eine enorme Aufgabe. Der Holocaust habe etwas Entsetzliches zum Vorschein gebracht. „Diese Last tragen wir mit uns. Seitdem muss uns ganz deutlich bewusst sein, dass wir schon kleinsten Auswüchsen an Fremdenfeindlichkeit und Rassismus entgegentreten müssen – um den Anfängen zu wehren.“ Man sei es den Opfern schuldig, die Erinnerung wachzuhalten, denjenigen, die getötet wurden, und denjenigen, die die Konzentrationslager überlebten.
„Mir scheint, wir waren schon einmal weiter“, spannte Kimmel den Bogen in die Gegenwart. „Antisemitismus und Antiziganismus, Rassismus und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit nehmen zu. Fünf antisemitische Straftaten werden im Schnitt jeden Tag in Deutschland registriert. Gedenkstätten werden geschändet, jüdische Einrichtungen und Synagogen angegriffen. Menschen werden angefeindet, bedroht und attackiert – weil sie Jüdinnen oder Juden sind. Das ist eine Schande für unser Land!“
„Mich beunruhigen auch Versuche, die Monstrosität des Holocausts zu relativieren“, so das Stadtoberhaupt weiter. Viele Menschen glaubten, Deutschland habe sich bereits mehr als genug mit der Shoa beschäftigt. „Das sehe ich anders. Es kann keinen Schlussstrich geben! In Kaiserslautern darf kein Platz sein für Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, für Ausgrenzung und Verachtung.“ Es gelte, durch unser alltägliches Tun zu beweisen: „Die Menschen in Deutschland, in Kaiserslautern sind tolerant und weltoffen. Sie sind wachsam gegenüber allen Versuchen, die Grundregeln unserer Gesellschaft auszuhöhlen.“ Die Demonstrationen der vergangenen Tage in praktisch allen größeren Städten in Deutschland seien dafür ein eindrucksvolles Zeichen.
Die Geschichte lehre, aufmerksam zu sein gegenüber allen Formen der Diskriminierung Andersdenkender und Andersgläubiger. „Gedenkstunden wie diese bekunden, dass wir die Opfer nicht vergessen haben. Sie bekunden aber auch, welche Werte für uns heute zählen und dass wir die Verpflichtung annehmen, jederzeit für die Wahrung der Menschenrechte einzutreten. Immer und überall muss gelten: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und so soll uns unser Grundgesetz verbindlicher Auftrag sein!“
Die Feier wurde mitgestaltet von Schülerinnen und Schülern des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Für die jüdische Kultusgemeinde sprach Eva Lahl-Gießer, weitere Redebeiträge kamen von Christian Decker vom Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde sowie Pfarrer Andreas Keller. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Saxophontrio der Emmerich-Smola-Musikschule.
Rund 6000 Teilnehmer bei Demo gegen Rechtsextremismus
Bereits am Samstag hat die Oberbürgermeisterin auf der großen Demonstration gegen Rechtsextremismus gesprochen, die mit rund 6000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern von der Stiftskirche auf den Messeplatz zog. „In Deutschland kann niemand Demokratin oder Demokrat heißen und gleichzeitig eine antisemitische oder anderweitig geartete rassistische Einstellung haben“, so Kimmel, die zum Dialog aufrief. Es gelte, wie das Stadtoberhaupt erläuterte, die bereits vorhandenen Gräben nicht weiter aufzureißen, „sondern im gemeinsamen Dialog überwindbar zu gestalten und damit eine gemeinsame Grundlage für uns alle zu schaffen“.
Autor/in: Pressestelle
Kaiserslautern, 29.01.2024