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Pressemitteilung vom 30.10.2013

75. Jahrestag der Reichspogromnacht 1938 in Kaiserslautern

Zerstörte Synagoge

Bild: Zerstörte Synagoge - Bildquelle: Stadtarchiv

Zum 75. Jahrestag der Pogromnacht in Kaiserslautern gedenkt die Stadt am Sonntag, 10. November 2013, all derer, die der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind. Die Gedenkveranstaltung, durchgeführt vom Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern, findet um 16:00 Uhr, in der Fruchthalle statt. Die Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste sind herzlich eingeladen. Eintritt und Platzwahl sind frei.

"Mit der Zeit des Nationalsozialismus verbinden wir das traurigste Kapitel der Geschichte unseres Landes", sagte Bürgermeisterin Dr. Susanne Wimmer-Leonhardt bei der Pressekonferenz anlässlich der Gedenkveranstaltung. Die Novemberpogrome im Jahr 1938 markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zu deren systematischer Verfolgung. Bereits im Sommer 1938 wurde die jüdische Gemeinde in Kaiserslautern zum Verkauf ihrer Synagoge – eines der schönsten Bauwerke unserer Stadt, so die Bürgermeisterin – gezwungen. Kaiserslautern sollte Gauhauptstadt werden, und in den diesbezüglichen Planungen hatte das jüdische Gotteshaus keinen Platz mehr. Am 27. August 1938 wurde der letzte Gottesdienst dort gefeiert; der Abriss der Synagoge begann am 31. August 1938. In der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938, – der so genannten "Reichspogromnacht" – hatte das nationalsozialistische Regime im gesamten "Deutschen Reich" Gewaltmaßnahmen und Übergriffe gegen Juden organisiert. Hunderte von Menschen wurden ermordet oder in den Selbstmord getrieben, über 1400 Synagogen, Betstuben, jüdische Versammlungsstätten und Friedhöfe zerstört, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert.

"Wir hoffen, dass viele Menschen in die Fruchthalle kommen, um gemeinsam mit uns dieser Ereignisse und aller Verantwortlichen und Betroffenen zu gedenken", so Dr. Wimmer-Leonhardt. Sie dankte ausdrücklich allen Beteiligten der Veranstaltung für ihr Engagement und die gute Zusammenarbeit.

Tanja Hermann, Pfalztheater Kaiserslautern und Moderatorin bei der Gedenkveranstaltung, zeigte sich erfreut, dass sich so viele Menschen der unterschiedlichsten Generationen diesem Thema widmen. Roland Frölich, Schulleiter des Hohenstaufen-Gymnasiums Kaiserslautern, wies neben dem Gedenken an die Vergangenheit insbesondere auch auf die Sensibilisierung und die Gestaltung der Zukunft hin. Die Sensibilisierung der jungen Menschen trage dazu bei, zu vermeiden, dass sich so etwas wiederhole. Dr. Christian Könne, Lehrer am Hohenstaufen-Gymnasium, informierte, dass die Geschehnisse in Deutschland und insbesondere in Kaiserslautern in verschiedenen Fachbereichen seiner Schule aufgegriffen werden. Sowohl schulintern als auch bei der Gedenkveranstaltung selbst engagiere man sich gerne. Dr. Larissa Janzewitsch, Vertreterin der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, hob Kaiserslautern als sehr aktive Stadt hervor und als einen Ort, an dem sich alle Kulturen und Religionen willkommen fühlen können.

Zum Programm der Gedenkveranstaltung:
Nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Dr. Susanne Wimmer-Leonhardt wird Minister Jochen Hartloff, Ministerium der Justiz und für Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz, ein Grußwort sprechen.

Roland Paul, Direktor des Instituts für Pfälzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern, wird über die Ereignisse in der Pogromnacht 1938 in Kaiserslautern und die Deportation pfälzischer Juden nach Gurs und von Gurs nach Auschwitz berichten. Schülerinnen und Schüler des Hohenstaufen-Gymnasiums tragen dazu Zeitzeugenberichte vor. Nach einem Beitrag der jüdischen Kultusgemeinde folgen das gemeinsame Gebet und eine Schweigeminute. Moderiert wird die Veranstaltung von Tanja Hermann, Pfalztheater Kaiserslautern.

Bereichert wird die Gedenkveranstaltung in der Fruchthalle durch verschiedene musikalische Beiträge. Johanna Mann (Viola) und Monika Waldmann (Klavier), beide Musiklehrerinnen an der Emmerich-Smola-Musikschule und Musikakademie der Stadt Kaiserslautern, interpretieren die Suite hébraïque von Ernest Bloch (1880–1959), I. Rapsodie, II. Processional und III. Affirmation. Markus Stockhausen, international renommierter Trompeter und Komponist, präsentiert "Phoenix" – eine Trompeten-Solo-Performance mit Live-Loop-Recording (Digital Audio Work Station).


Im Anschluss an die Veranstaltung lädt die Stadt Kaiserslautern alle Gäste und Teilnehmenden im Foyer der Fruchthalle zu einem Umtrunk mit koscherem Wein und alkoholfreien Getränken sowie zum Gedankenaustausch ein.



Autor/in: Pressestelle

Kaiserslautern, 30.10.2013