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Bürgermeisterin Kimmel spricht bei Gedenkfeier auf dem Synagogenplatz
„In enger Verbindung mit den jüdischen Gemeinden und Organisationen in Deutschland und der Welt gilt unser heutiges Gedenken den Opfern von damals, ihren Kindern und Enkeln – aber auch der gemeinsamen Hoffnung auf eine Zukunft in Frieden, Respekt und Solidarität.“ Mit diesen Worten schloss Bürgermeisterin Beate Kimmel am gestrigen Abend ihren Redebeitrag bei der Gedenkfeier zum 83. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 1938 auf dem Synagogenplatz.
Kimmel erinnerte daran, dass es in Kaiserslautern schon im Oktober 1938, also schon vor dem 9. November, zur Zerstörung der prächtigen Synagoge gekommen sei, nachdem der Verkauf des Grundstücks – des heutigen Synagogenplatzes in der Fischerstraße – auf amtlichem Wege erzwungen worden war. „Es gehört zur besonderen Verantwortung auch der heutigen Führung unserer Stadt, an diese Vorgänge zu erinnern und das Gedenken an das Menschheitsverbrechen der Shoah nicht abreißen zu lassen“, so die Bürgermeisterin.
Die Synagoge von Kaiserslautern war das Werk des Landauer Architekten Ludwig Levy, der in der ganzen Pfalz einzigartige Gebäude realisierte, die zum Teil noch immer in öffentlicher Nutzung sind. Als Levy im Jahr 1907 verstarb, hatte er Bauten geschaffen, die durch ihre zeitlose Eleganz alle Bevölkerungsschichten beeindruckten. Dazu gehörten auch evangelische Kirchen, wie etwa in Olsbrücken oder die Kirche in Siegelbach.
„Umso schmerzhafter und unverständlicher erscheint es uns heute, dass nur wenige Jahrzehnte nach dem Tod des Architekten eine ganze Reihe seiner Schöpfungen der Zerstörung anheimfiel, wie die Synagogen von Winnweiler, Pforzheim oder Bingen. Ludwig Levy musste nicht mehr erleben, wie auch sein hiesiges Meisterwerk, die Synagoge von Kaiserslautern, zum Opfer von Gewalt und Barbarei wurde, die sich sehr bald nicht mehr allein gegen Gebäude, sondern auch gegen Menschen in unserer Stadt richtete“, erklärte Kimmel.
Bald habe, so die Bürgermeisterin weiter, die Zerstörungswut auch unschuldige Bürgerinnen und Bürger erfasst, die vielfach drangsaliert und verspottet, verhaftet und misshandelt wurden. Die Gewalt der Pogrome von 1938 war darüber hinaus der Auftakt für Deportationen und Morde, die rasch die schlimmsten Befürchtungen übertreffen sollten. Hunderte Mitbürgerinnen und Mitbürger aus der ganzen Pfalz wurden im Oktober 1940 systematisch verhaftet und gewaltsam in Lager verbracht, aus denen es für Viele von ihnen kein Entrinnen mehr gab. Kimmel gedachte in diesem Zusammenhang Erna de Vries und Margot Wicki-Schwarzschild, die, beide in Kaiserslautern geboren, sich Zeit ihres Lebens für die Erinnerung an die Verbrechen von damals, aber auch für die Versöhnung einsetzten. Wicki-Schwarzschild verstarb im Dezember 2020, de Vries vor wenigen Wochen am 24. Oktober.
Kimmel: „Wir sind dankbar dafür, dass wir heute, 83 Jahre nach den Vorgängen von damals, Teil einer weltweiten Kultur der Erinnerung sein können, die auch hier heute Abend gegenwärtig ist und in den schlichten Worten: „We remember“ uns alle daran gemahnt, dass das Gedenken unsere gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe ist.“
Autor/in: Matthias Thomas - Pressestelle
Kaiserslautern, 10.11.2021