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Pressemitteilung vom 03.05.2012

Vortragsveranstaltung zur Euro- und Finanzkrise vom Europa Direkt und der Stadtsparkasse Kaiserslautern

Von Lösungsmöglichkeiten und Auswirkungen auf die Region

Auch in Kaiserslautern ist die Euro- und Finanzkrise spürbar. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sorgen sich um ihr Erspartes und ihre Geldanlagen. Angesichts der hohen Verschuldung öffentlicher Haushalte fragen sich viele, wie lange das noch gut gehen kann. Deshalb boten das Europa Direkt und die Stadtsparkasse Kaiserslautern in einer Vortragsveranstaltung am 25. April 2012 die Möglichkeit, sich bei Experten aus erster Hand zu informieren. Vor weit mehr als 100 Anwesenden referierten im Stiftskeller Prof. Dr. Rudolf Hickel, einer der führenden Ökonomen Deutschlands, und Karl-Heinz Dielmann, der Vorsitzende des Vorstandes der Stadtsparkasse Kaiserslautern, über Lösungsmöglichkeiten und die Auswirkungen der Krise auf die Region.

Rudolf Hickel von der Universität Bremen schreibt unter anderem für namhafte Tageszeitungen und fungiert als Mitherausgeber des Gegengutachtens zum Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Gerade erst hat er ein neues Buch verfasst mit dem Titel "Zerschlagt die Banken! Zivilisiert die Finanzmärkte", das es auf Anhieb in die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat. Der Titel seines neuen Buches meine eine "schöpferische Zerstörung", betonte Hickel. Die Finanzmarktkrise sei verursacht durch die Entfesselung der Finanzmärkte. Deshalb forderte Hickel ein dienendes und dezentrales Finanzsystem, das auch die Grundlage für die Bewältigung der Euro- und Schuldenkrise sei. "Die Spekulanten haben die Eurokrise zwar nicht verursacht, aber verschärft", erklärte Hickel, der darauf hinwies, dass die Konstruktion des Euro von Anfang an eine schiefe Architektur gewesen sei. Der Maastrichter Vertrag habe den gesamten Integrationsprozess auf die Schaffung einer gemeinsamen Währung reduziert und dabei ein viel zu hohes Tempo vorgegeben: "Dass ein Staat mal nicht mitkommt, war im Vertrag nicht vorgesehen." Hickel forderte "Mut zur Fiskal- und Wirtschaftsunion". In den weniger leistungsfähigen Ländern müsse die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig gestärkt werden. Die Einsparmaßnahmen, die den Krisenländern verordnet würden, belasteten die sozial Schwachen und brächten die Binnenwirtschaft in Gefahr. Die Banken müssten aus den viel zu riskanten Spekulationsgeschäften aussteigen, zu ihrer ursprünglichen Aufgabe zurückkehren und dadurch wieder seriös werden.

Ein solch seriöses Geschäftsmodell verfolge die Stadtsparkasse Kaiserslautern, betonte Karl-Heinz Dielmann. Er machte deutlich, dass sein Geldinstitut auf die klassische Bau-, Immobilien- und Unternehmensfinanzierung setze, die mit genügend Eigenkapital abgesichert werde. Die Stadtsparkasse Kaiserslautern habe stets umsichtig agiert, sei aber trotzdem von der 2008 ausgebrochenen Finanzkrise betroffen durch die Insolvenz von Unternehmen und den Haftungsverbund der Sparkassen, der eine Unterstützung der Landesbanken erforderlich mache. Während der schwierigen Zeiten habe die Stadtsparkasse einigen Unternehmen, die über eine gesunde Substanz verfügten, über finanzielle Engpässe hinweggeholfen. Die Euro-Krise mache sich auch in der Kundenberatung bemerkbar. Dort sei die Angst vor Inflation derzeit das vorherrschende Thema. Deshalb seien Edelmetalle, Immobilien und gute substanzstarke Aktien stark nachgefragt. Dielmann empfahl einen "gesunden Mix". Noch nie habe die Stadtsparkasse so viele Immobilien gemakelt wie in den letzten Jahren, zumal auch die Zinsen bei der Baufinanzierung extrem günstig seien. Negativ mache sich die Krise bei den Sparern bemerkbar, da ihr Kapital bei der Inflationsrate verzehrt werde. Deshalb würden viele wieder auf zweifelhafte Lockangebote eingehen. "Mich ärgert es, wenn diese günstigen Konditionen von Banken gestellt werden, die vom Staat unterstützt werden", erklärte Dielmann. "Das ist geschäftsschädigend für Banken und Sparkassen, die solide wirtschaften." Als Ausweg aus der Krise plädierte auch er für harte Regularien im Finanzsystem, die eine ausreichende Absicherung mit Eigenkapital bei Geschäften vorschrieben. Außerdem sei mehr Transparenz erforderlich. Dielmann äußerte die Sorge vor einer weltweiten Immobilienblase, die sich vor allem in den großen Zentren bemerkbar machen werde. "Man muss wachsam sein, die Krise ist nicht zu Ende", warnte er.

Der Leiter des Europa Direkt Kaiserslautern, Gerhard Degen, sah in der Krise vor allem einen Wendepunkt, der deutlich mache, dass seit langem schwelende Probleme nun endlich grundlegend angepackt werden müssten. Die Europäische Kommission wolle die Krise daher mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen bewältigen, in deren Mittelpunkt eine nachhaltige Wirtschaftspolitik und die Schaffung von Vertrauen an den Finanzmärkten stehe. Der vor kurzem geschlossene Fiskalpakt, an dem sich alle Staaten der Europäischen Union mit Ausnahme von Großbritannien und Tschechien beteiligten, sehe strenge Obergrenzen für die Staatsverschuldung und Sanktionsmöglichkeiten durch die EU-Kommission vor. Die Finanzmärkte sollten transparenter werden. Die Strategie "Europa 2020" fördere nachhaltiges Wachstum und soziale Gerechtigkeit. "Aber bei allen Konsolidierungsschritten müssen wir die Menschen mitnehmen, die die Krise nicht verursacht haben, aber am meisten unter ihr leiden", mahnte Degen. "Denn ohne sie kann die europäische Integration nicht gelingen."




Autor/in: Pressestelle

Kaiserslautern, 03.05.2012