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Interview mit Jessica Byl, der einzigen weiblichen Mitarbeiterin der Straßenreinigung
Jessica Byl ist 30 Jahre alt, Mutter eines Mädchens und die einzige weibliche Mitarbeiterin der städtischen Straßenreinigung. Im Gespräch mit der Gleichstellungsbeauftragten Marlene Isenmann-Emser erzählt sie von ihrem nicht-alltäglichen Alltagsjob.
Isenmann-Emser: Wie gefällt Ihnen Ihre Tätigkeit?
Byl: Es ist genau das, was ich machen wollte, abwechslungsreich und interessant. Ich mag es, draußen zu sein, an den unterschiedlichsten Orten. Und es ist ein gutes Gefühl, wenn die Straßen sichtbar sauber sind.
Isenmann-Emser: Was war denn Ihre Motivation, die Stelle anzunehmen?
Byl: Ehrlich gesagt wollte ich als Kind schon Müllfrau werden und wollte daher auch damals schon gerne orangefarbene Kleidung tragen. Später kam dann aber durchaus auch die Motivation dazu, es als Frau in einen typischen Männerberuf schaffen zu können. Ich wollte etwas machen, um zu zeigen, dass Frauen all das, was Männer können, ebenso können.
Isenmann-Emser: Und wie fühlt man sich als Frau in einer Männerdomäne?
Byl: Es funktioniert bestens. Mann und Frau ergänzen sich hervorragend. Es gibt Sachen, die eine Frau einfach eher sieht als ein Mann und umgekehrt. Das ist für beide ein Gewinn.
Isenmann-Emser: Wie sieht Ihr Arbeitsablauf konkret aus?
Byl: Los geht es um 6 Uhr morgens mit einem gemeinsamen Treffen aller Mitarbeiter, bei dem wir die Touren besprechen und, falls nötig, diese neu einteilen. Dann werden die Autos besetzt und die Reinigung beginnt. Wir reinigen von innen nach außen, das heißt wir starten in der Stadtmitte und arbeiten uns von dort in die Ortsbezirke vor. Kurz vor Feierabend wird der Müll abgeladen, die Autos kommen zurück in die Halle, die Laubbläser an den Strom zum Wiederaufladen. Dann wird geduscht und ab geht es nach Hause.
Isenmann-Emser: Gibt es da Ansätze, wo Sie als Frau sagen, das könnte man anders machen?
Byl: Nun ja. Die Dusch- und Umkleidesituation ist noch nicht ganz zufriedenstellend. Auch haben Frauen andere Bedürfnisse als Männer, etwa wenn es darum geht, wie oft man zur Toilette muss. Das muss in der Tourplanung berücksichtigt werden.
Isenmann-Emser: Wie steht es mit der Akzeptanz in Ihrem Umfeld, Ihrer Familie?
Byl: Es gibt einige wenige Männer, die mich nicht akzeptieren. Alle anderen behandeln mich aber ganz normal, sind höflich, zuvorkommend, respektvoll und hilfsbereit. Meine Familie steht voll und ganz hinter mir. Meine kleine Tochter ist richtig stolz auf mich. Wenn sie ein Müllfahrzeug sieht, sagt sie: „Guck mal, Mama, deine Arbeit!“
Isenmann-Emser: Können Sie die Tätigkeit anderen Frauen empfehlen?
Byl: Prinzipiell ja, wenn sie gerne körperlich arbeiten und besondere Maschinen fahren und bedienen wollen. Auch eine gewisse Resistenz gegenüber Stress und Kritik schadet nicht. Letztere wird unserem Berufsstand gegenüber ja gerne mal entgegen gebracht. Ich bin sehr stolz darauf, die erste Frau zu sein, die in Kaiserslautern diese Arbeit macht. (lacht) Aber eine Frau alleine reicht nicht aus. Daher kann ich nur an alle Frauen, die Interesse haben, appellieren, sich zu bewerben.
Autor/in: Pressestelle
Kaiserslautern, 22.08.2018