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Große Trauergemeinde erweist früherem Oberbürgermeister die letzte Ehre
Bild: Dr. Hans Jung ©(Leppla) Stadt Kaiserslautern
Eine große Trauergemeinde nahm heute Nachmittag Abschied von Dr. Hans Jung, der am Mittwoch im Alter von 82 Jahren in Kaiserslautern gestorben war. Viele Weggefährten sowie Vertreterinnen und Vertreter der Politik waren in die Friedhofskapelle gekommen, um dem ehemaligen Oberbürgermeister auf dem Hauptfriedhof von Kaiserslautern die letzte Ehre zu erweisen.
Pastor Cristof Nickel von der Freien evangelischen Gemeinde Kaiserslautern-Nord erinnerte zu Beginn des musikalisch umrahmten Trauergottesdienstes an das reichhaltige Leben Dr. Jungs, der jahrzehntelang dem Wohle vieler Menschen gedient habe. Als Visionär und Gestalter sei er seinem Leitsatz, mit der Arbeit von heute die Weichen für morgen zu stellen, stets treu geblieben. "Die Stadt Kaiserslautern als Oberbürgermeister in überaus bewegten Zeiten zu begleiten galt seine ganze Hingabe." Sein Wirken habe viele Spuren in Kaiserslautern und Umgebung hinterlassen.
"Mehr Freundlichkeit, weniger Amt": Dieses Motto hätte Dr. Hans Jung nicht nur in seiner Arbeit als Oberbürgermeister der Stadt Kaiserslautern begleitet, so Ministerpräsident Kurt Beck in einem von Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel verlesenen Kondolenzschreiben. Auch in den Vorständen unternehmerischer, politischer, aber vor allem sozialer Verbände seien dem Verstorbenen insbesondere die Nähe zu den Menschen, der Gedankenaustausch und die Verbundenheit mit seiner Heimatstadt wichtig gewesen. "Waren seine Verdienste und das von ihm Geleistete – selbst lange nach seinem aktiven Dienst – noch spür- und sichtbar, so ruhte er sich doch auf dem Erfolg nie aus", hatte der Ministerpräsident geschrieben. Bis zuletzt sei Dr. Jung als Rechtsanwalt tätig gewesen und mit seinem reichen Erfahrungsschatz sowie weit verzweigtem Netzwerk zugleich Vorbild und Unterstützer jüngerer Generationen. "Mit ihm haben wir einen verdienten Politiker und einen vielfältig engagierten Mensch verloren."
Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel schilderte in seiner Traueransprache Dr. Jungs herausragende Lebensleistung und sein beispielhaftes menschliches, politisches und soziales Engagement. "Mit außergewöhnlichem Weitblick und bemerkenswerter Tatkraft hat Dr. Hans Jung das Gesicht Kaiserslauterns nach der ersten Aufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute geprägt." Er selbst habe mit dem Verstorbenen einen Menschen verloren, der ihm vor allem in den letzten Jahren zu einem Freund und politisch kritisch konstruktivem Wegbegleiter geworden war.
Wie Dr. Weichel ausführte, hatte der Verstorbene als jüngster Oberbürgermeister der Bundesrepublik von 1967 bis 1979 die Geschicke der Stadt geleitet. Bereits im Jahr 1962 sei er mit gerade mal 32 Jahren als hauptamtlicher Beigeordneter in den städtischen Dienst eingetreten. Wie Dr. Jung bei seinem Amtsantritt damals äußerte, hätte es für ihn "keine schönere, keine vornehmere Aufgabe gegeben, als an entscheidender Stelle der geliebten Heimatstadt zu dienen". "Das Wohl von Kaiserslautern und seinen Einwohnerinnen und Einwohnern ging ihm dabei stets über alles und er war dieser Stadt bis zu seinem Tode tief verbunden", so Dr. Klaus Weichel.
Ganz oben auf Dr. Jungs Agenda hätte die Weiterentwicklung von Kaiserslautern zu einer Stadt mit Zukunftschancen gestanden. Durch die Eingemeindungen der heutigen Ortsteile sei Kaiserslautern von einer unbedeutenden Mittelstadt im Wald zur "Großstadt" mit Zukunftspotential geworden. Aber auch das wirtschaftliche Wachstum seiner Heimatstadt hätte der Verstorbene vorangetrieben. "Seine Aufbruchstimmung und Zukunftsbejahung zeigten sich in der Erschließung neuer Bau- und Gewerbegebiete, beispielsweise des Industriegebietes Einsiedlerhof Vogelweh." Dem Verstorbenen sei hier die Ansiedlung der Adam Opel AG sowie von Lutravil, Siemens und Keiper Recaro und damit die Schaffung von rund 5.000 neuen Arbeitsplätzen zu verdanken.
Auch die Sanierung der Altstadt und der Bau der Fußgängerzone hätten zu den wesentlichen Pfeilern von Dr. Jungs politischem Schaffen gehört. "Mit schöpferischem Weitblick hat er hier Stadtbaugeschichte geschrieben", führte Dr. Weichel aus. Durch den Bau der Fußgängerzone hätte der Verstorbene Kaiserslautern zu einer lebendigen Einkaufsstadt und einem Wohnort mit hoher Lebensqualität verwandelt. Als Höhepunkt von Dr. Jungs politischer Karriere bezeichnete Dr. Weichel die Gründung der Technischen Universität Kaiserslautern, durch die Kaiserslautern ein neues Strukturelement erhielt. Damit hätte der Verstorbene den Grundstein für die aktuell expandierende Forschungs- und Wissenschaftslandschaft von Kaiserslautern und ihre heutige Ausrichtung als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort gelegt.
Auch an die mehr als 30 ehrenamtlichen Positionen Dr. Jungs erinnerte Dr. Klaus Weichel. Als Beispiel nannte er dessen Engagement im Deutschen Roten Kreuz, dem er 23 Jahre vorstand und wo er anschließend als zweiter Vorsitzender tätig war. Neben zahlreichen Ehrungen sei er Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und Träger der Goldenen Stadtplakette der Stadt Kaiserslautern, mit der er 2010 für sein Lebenswerk und seine zahlreichen Verdienste um seine Heimatstadt und ihrer Einwohnerinnen und Einwohner ausgezeichnet wurde.
Autor/in: Pressestelle
Kaiserslautern, 30.03.2012