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Pressemitteilung vom 03.09.2009

Von der Antike bis heute: Mikroorganismen prägen die Entwicklung der Menschheit

Vortrag von Professor Roland Ulber zum Kaiserslauterer Jahr der Wissenschaft

Rund 5.000 Jahre Biotechnologie standen im Mittelpunkt eines Vortrages, den Professor Roland Ulber vom Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik der Technischen Universität Kaiserslautern gestern Abend in der Fruchthalle hielt. Im Rahmen der Vortragsreihe zum Kaiserslauterer Jahr der Wissenschaft referierte der Chemiker darüber, "wie Mikroorganismen die Entwicklung der Menschheit prägen." Professor Helmut Neunzert, Technologiebotschafter der Stadt Kaiserslautern, führte durch das Programm.

In seinem Vortrag schlug Professor Ulber einen Bogen von der Antike bis zur heutigen Zeit und beleuchtete die wichtigsten Meilensteine in der Nutzung von Mikroorganismen durch den Menschen. "Es gibt eine Vielzahl von Mikroorganismen, beispielsweise den Erreger der Pest, die die Menschheit stark beutelten", so der Wissenschaftler. Gleichzeitig gäbe es aber auch eine große Anzahl von Mikroorganismen, mit deren Hilfe Medikamente, Lebensmittel und viele andere tägliche Gebrauchsgüter hergestellt werden können. Als Beispiele nannte Ulber nicht nur Bier und Sekt, Käse und Brot. "Bakterien helfen beispielsweise bei der Produktion von Kupfer, Hefen produzieren Treibstoffe und mikroskopisch kleine Pilze liefern Enzyme für Waschmittel und Antibiotika", so der Wissenschaftler. Auch Kleidungsstücke und Farbstoffe werden mit Hilfe von Mikroorganismen hergestellt. "Ohne die Syntheseleistungen dieser Kleinstlebewesen hätte sich die Menschheit wahrscheinlich niemals entwickeln können!"

Wie Ulber betonte, seien Mikroorganismen überall. Sie hätten sich im Lauf der Evolution an alle Umweltbedingungen angepasst und seien deshalb auch in heißen Quellen, im Polareis oder sogar in Salzseen zu hause. "Auch auf und an uns sind Mikroorganismen", meinte der Wissenschaftler, bevor er vier Personen aus dem Publikum zur Abgabe ihres mikrobiellen Fingerabdrucks bat. Anschließend wanderte er mit seinen gespannt lauschenden Zuhörerinnen und Zuhörern durch die Zeit und erläuterte die Geschichte des Bierbrauens und der Brotherstellung von der Antike bis heute. Dabei ging er auch auf die Herstellung von Flachs und die Produktion des blauen Farbstoffs Indigo ein und zeigte auf, woher die heute noch verwendete Redewendung "Blau machen" stammt. Auch am Wunder der Wunderblutkirche St. Nikolai in Bad Wilsnack ließ der Wissenschaftler zweifeln, gäbe es doch den Mikroorganismus Serratia marcescens, der den damals als "Blut Christi" bezeichneten roten Farbstoff Prodigiosin produziert.

"In der aktuellen Forschung wird versucht, Mikroorganismen zur Produktion weiterer Grundchemikalien einzusetzen", erklärte Ulber abschließend. Grund dafür sei die Verknappung an fossilen Rohstoffen wie beispielsweise Rohöl. "Die chemische Industrie, die den Großteil unserer Güter produziert, basiert derzeit auf fossilen Rohstoffen." Mit Hilfe optimierter Mikroorganismen sei man derzeit zumindest im Labor in der Lage, auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen eine Vielzahl von Grund- und Feinchemikalien herzustellen. Erste Demonstrationsanlagen, die so genannten Bioraffinerien, werden bereits in Deutschland gebaut.



Autor/in: Pressestelle

Kaiserslautern, 03.09.2009