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Pressemitteilung vom 22.09.2008

Jubiläum - 150 Jahre Jüdischer Friedhof in Kaiserslautern

Gedenkfeier und Abendveranstaltung

Anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Jüdischen Friedhofs in Kaiserslautern hat am gestrigen Sonntag, 21.09.2008, eine öffentliche Gedenkfeier sowie eine Abendveranstaltung statt gefunden. Das Programm beinhaltete Grußworte, Vorträge, Führungen sowie musikalische Darbietungen.

Eröffnet wurde die Veranstaltung nach jüdischem Ritus durch Oberkantor Raffaele Polani aus Mannheim. Roland Paul, Stellvertretender Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, referierte über die "Juden in Kaiserslautern vom Mittelalter bis zum Nationalsozialismus" und stellte einzelne bewegende Schicksale heraus. Der Beigeordnete der Stadt Kaiserslautern Peter Kiefer hob das Jubiläum als besonderes und denkwürdiges Ereignis für die Stadt Kaiserslautern hervor. "Wir wollen uns heute jedoch nicht nur an die Anfänge des Jüdischen Friedhofs, sondern auch an die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in dieser Stadt erinnern. Es ist unsere Verpflichtung, diese Erinnerung an ihre Ausgrenzung, an ihre Verfolgung und ihre Deportation wach zu halten", so Kiefer.

Maximilian Fröhlich sei der erste jüdische Bürger gewesen, der 1858 auf dem jüdischen Friedhof im Osten der Stadt, beigesetzt wurde. Die Christen der Stadt wurden seinerzeit noch auf dem städtischen Friedhof an der Friedenstraße bestattet, der 1834 eingerichtet worden war. "Der jüdische Friedhof ist somit die Keimzelle des Hauptfriedhofes, denn dieser hat sich erst 1874 aus diesem entwickelt. Dass der jüdische Friedhof integriert ist, stellt eine Seltenheit dar. Die meisten jüdischen Friedhöfe liegen einzeln. Zudem ist der ursprüngliche Charakter des unter Denkmalschutz stehenden Friedhofes erhalten geblieben", so Kiefer.
Für vier bis fünf Gräber sei auf einer Fläche von 3.300 Quadratmetern noch Platz. "Wir haben jedoch eine Fläche von 5.900 Quadratmetern geplant, 1.000 davon sind schon erschlossen, so dass es im Bedarfsfall keinen Platzmangel geben wird", informierte der Beigeordnete. Initiator der Veranstaltung sei der Garten- und Landschaftsarchitekt Hermann-Josef Ehrenberg gewesen, der schon 2006 auf die Stadt zugegangen sei. Den Gedenktag habe man extra auf den "Tag des Friedhofs" gelegt, der eigentliche Jubiläumstag war bereits Anfang des Jahres. Kiefer verwies auch auf die äußert gelungene 96 Seiten starke Festschrift, die im Rahmen der Veranstaltung erworben werden konnte.

Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten sei eine große, geistige Kultur zu Ende gegangen, die durch das aufgeklärte, deutsch-jüdische Bildungsbürgertum geprägt worden war, erklärte Dr. Waldmann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz. "Man wollte sich selbst im Tode nicht von der christlichen Kultur unterscheiden. Der Traum nach Anerkennung war naiv, die Liebe zu Deutschland und seiner Kultur einseitig. Doch welches Vermächtnis wird durch die Friedhöfe für uns heute übermittelt? Vielleicht, dass man die Juden danach beurteilen soll, was sie einst der Gesellschaft gegeben haben und heute noch geben", so Waldmann.

Moderiert wurde die Gedenkfeier von Kerstin Bachtler vom Südwestrundfunk, für die musikalische Umrahmung sorgten Chorbeiträge des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Im Anschluss an zwei Führungen über den historischen Friedhof klang mit der öffentlichen Abendveranstaltung und Beiträgen der Sängerin Raissa Tscheptscherenko sowie dem Pianisten Alexander Serebryanik eine gelungene Veranstaltung aus.



© Stadt Kaiserslautern


olinks im Bild: Roland Paul, Stellvertretender Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde



Autor/in: Pressestelle

Kaiserslautern, 22.09.2008