Kaiserslautern im 19. Jahrhundert

Impressionen aus dem Kaiserslautern des 19. Jahrhunderts.
Wunderschöne Aufnahmen entführen in eine andere Zeit.

Eine schwarzweiß Aufnahme des Bahnhofs mit einer wartenden Pferdekutsche Ende des 19. Jahrhunderts.
Bahnhof mit Kutsche © Stadt Kaiserslautern

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand der "richtige" Hauptbahnhof. Schon rein äußerlich war an ihm der Stellenwert der dahmaligen Bahn abzulesen. Zusammen mit dem Bahnhofsvorplatz konnte er sich als durchaus ansprechende "Visitenkarte" der Stadt sehen lassen. Wie so vieles wurde auch der Hauptbahnhof 1944 zerstört, der Neubau erst 1958 fertiggestellt. Mit dem Bahnhofsvorplatz ging es später stetig bergab. Erst im Jahre 1999 ging man daran diesen Bereich wieder ansehnlich zu gestalten.

Vor dem Bahnhof stehen dicht gedrängt, hintereinander Busse. Davor stehen parkende Autos. Der heutige Aufbau des Banhofsplatzes ist bereits deutlich zu erkennen.
Bahnhof © Stadt Kaiserslautern

Das Bild zeigt den Hauptbahnhof im Jahre 1955. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut, war er in einer Zeit, in der der Individualverkehr nur mäßig entwickelt war, auch der Ausgangspunkt für das berufliche Leben der Menschen in der Region Kaiserslautern. Mit der Bahn kam man in die Stadt, um dann per Bus zum Arbeitsplatz zu fahren.

Die im Vordergrund geparkten Limousinen der Marken Opel, DKW, VW, Daimler Benz deuteten aber schon auf eine Entwicklung hin, die in unserer heutigen Zeit sicherlich ihren kritischen Punkt erreicht hat.

Der östliche Eingang der Fruchthalle ist gut an der Fassade zu erkennen. Ein Springbrunnen und Blumenbeet wirken sehr einladend.
Fruchthalle © Stadt Kaiserslautern

Nach 1843 und 1860 fand 1872 bereits die dritte pfälzische Industrieausstellung in Kaiserslautern statt. Ausgestellt wurde hauptsächlich in der Fruchthalle und auf dem umliegenden Gelände.

Bei dem Zierbrunnen handelt es sich um ein Ausstellungsstück der Gebrüder Gienath, das Säulendach und die Öfen rechts des Haupteingangs stammen aus der Produktion des Eisenwerks.

Der große Saal ist mit tief hängenden Kronleuchtern festlich geschmückt. An den Balkonen sind individuelle Szenen aus Kunst, Theater und Musik aufgemalt.
Fruchthalle von Innen © Stadt Kaiserslautern

Soeben noch Ausstellungsstätte für Produkte von Industrie und Gewerbe, präsentiert sich der Große Saal der Fruchthalle festlich geschmückt für eine Faschingsveranstaltung. Bis heute bilden die Veranstaltungen des KVK in der Fruchthalle die glanzvollen Highlights der Kampangne.

Es ist neben der Martinskirche mit ihrem Kirchturm auch das
Goebel & Müller © Stadt Kaiserslautern

Wie gern würde man wohl heute auf diese "Ecklösung" am Anfang der Steinstraße verzichten" Während das "Goebel & Müller" - Gebäude mit seinem neuen Dach einen ansprechenden Eindruck hinterläßt, wirkt der neuentstandene, verkaufspavillionähnliche Flachbau unfertig und störend. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Martinskirche, einer interessanten, zu Anfang des 14. Jahrhunderts erbauten Bettelordenskirche mit ihrem barocken Dachreiter, nimmt sich der Bau eher wie ein schwer verzeihlicher planerischer Irrtum aus, der "ohne Rücksicht auf Verluste" das bestehende Ensemble beeinträchtigt.

Ganz links kann man erkennen, daß damals noch Straßen um den Bereich des Platzes führten. Dieser selbst war Parkplatz. Mit der alten Kastanie und dem schönen Brunnen darunter ist er heute reine Fußgängerzone mit zuweilen anheimelnder Atmosphäre.

Der Stiftsplatz ist von unterschiedlichsten Besuchern bevölkert. Im Hintergrund sind Pferdefuhrwerke zu erkennen und vorne werden auf Decken und Körben Eigenerzeugnisse verkauft.
Marktplatz © Stadt Kaiserslautern

Die Wochenmarktszene auf dem Stiftsplatz (um 1900) ist in mehr als einer Weise aufschlußreich. Vom Standort des Fotografen aus stellt sich der Platz selbst als recht einheitlich dar. Die Randbebauung schafft einen spürbaren Raumcharakter und schließt das Marktgeschehen fast gänzlich ein.

Mit Pferdefuhrwerken kamen die Marktbeschicker, meist Selbsterzeuger, vom Land in die Stadt und boten ihre Erzeugnisse an. Ihre "geparkten" Planwagen vor der Spittelmühle im hinteren Zentrum des Bildes erinnern hier fast an eine Wagenburg aus Wildwestfilmen. Die Waren selbst scheinen eher geeignet, Grundbedürfnisse zu befriedigen. Exotische Früchte, Wurst- und Honigstände sucht man vergebens. Und die nach unserer Auffassung verkaufspsychologisch so wichtige Präsentation? Wie man sehen kann, genügten das Straßenpflaster, ein Sack, ein Korb, eine Karre oder ein Korbwagen vollauf. Urig war's eben noch. Ganz nebenbei gibt die Aufnahme aber noch mehr her. Wie man besonders an den Frauen erkennen kann, spiegelt das Marktleben hier auch gesellschaftliche Strukturen wider. Da steht die Landfrau mit rustikaler Schürze und Kopftuch, das Dienstmädchen - bei der Herrschaft "in Stellung" - macht Einkäufe, und die Arbeiterfrau ist ebenso vertreten wie die "Gnädige" in modisch eleganter Aufmachung. Der Markt war (und ist?) eben doch mehr als nur Markt.

Viele Menschen besuchen den Wochenmarkt auf dem Stiftsplatz. Die offenen Sonnenschirme wirken wie ein Dach aus hellen Tupfern und dazwischen erkunden Besucher die Stände. Im Hintergrund ist die Stiftskirche gut zu erkennen.
Marktplatz © Stadt Kaiserslautern

Das Bild aus den 60er Jahren zeigt in der Tat einen anderen Stiftsplatz als den, dem man heute oft nachtrauert, wenn man den Namen nennt. Aber sein "endgültiges Gepräge", wie manche glaubten oder befürchteten, erhielt er durch diesen Bau dennoch nicht. Inzwischen gehört auch das Kaufhausgebäude mit seiner einfallslosen Architektur und seiner nichtssagenden "Schauseite" der Geschichte an. Umgestaltungen haben stattgefunden, der "Stiftsplatz 5" ist daraus entstanden..., und wenn nicht alles täuscht, wird auch das noch nicht das Ende der Geschichte sein.

Auf dem Stiftsplatz steht ein Kiosk in Form eines Fliegenpilzes. Im Stamm ist der Verkaufsstand und es sind groß die Worte
Milchpilz © Stadt Kaiserslautern

Relativ spät wurde vor einigen Jahren die Architektur der 50er Jahre wiederentdeckt.

Für das wohl kurioseste Beispiel der Baukunst jener Zeit kommt das neuerwachte Interesse der Denkmalschützer in Kaiserslautern allerdings zu spät. Der legendäre "Milchpilz", der einst die Nord-Ost-Ecke des Stiftsplatzes zierte, ist leider längst verschwunden. Der 1952 zum Zwecke der Milchwerbung aufgestellte Kiosk diente zunächst der Milchzentrale als Verkaufsstelle, bevor er in eine Trinkhalle umfunktioniert und schließlich in den Pavillion integriert wurde, den die Technischen Werke als Energieberatungszentrum nutzten.

Kräne und Baugerüste umgeben die Rathausbaustelle. Es ist gerade mal bis zur 7. Etage vorangeschritten.
Rathaus Baustelle © Stadt Kaiserslautern

Von 1964 - 1968 wurde das neue Rathaus erbaut. Die Aufnahme zeigt die Baustelle im Jahre 1966. Auch hier hatte Altes weichen müssen, damit Neues enstehen konnte. So erkennt man am linken Rand noch Reste des ehemaligen Zentralgefängnisses der Pfalz (erbaut in den Jahren 1818 - 25), das im Ersten Weltkrieg als Kaserne genutzt wurde; daher hieß die gesamte Anlage im Volksmund: "die Schloßkasern". Nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich in dem Gebäudekomplex Dienststellen vieler Art. Die unmittelbare Umgebung des neues Rathauses (Maxplatz / Eisplätzchen) bekam ein völlig neues Gesicht.

Die Marktstraße versetzt den Betrachter in das Jahr um 1890. Nicht nur die Mode der Leute, sondern auch die Bauart der Häuser mit den verspielten Fassaden lassen in ein ganz anderes Kaiserslautern blicken.
Blick in die Marktstraße © Stadt Kaiserslautern

Der Blick in die Marktstraße - eine der ältesten und historisch wohl bedeutsamsten Straßen der Stadt - mit der Kerststraße als Verlängerung in Hintergrund zeigt, wie sich Altes und Neues um 1890 vermischen. Es gibt ansehnliche Geschäftsgebäude auf der linken Seite, und gegenüber sind ältere kleine Häuser zu finden. Im Hintergrund, wo sich die Straße zu verengen scheint, ist das 1609 erbaute und 1912 abgerissene Gasthaus "Zum Riesen" aus- zumachen. Die wie gebannt scheinenden Beobachter des fotografischen Tuns erlauben einen aufschlußreichen Blick in die Mode der Zeit. Der rechts erkennbare Schriftzug "Conditorei Käfer" ist für jeden "alten" Kaiserslauterer erinnerungsträchtig.

Quelle: Die Bilder und Texte stammen aus:

  • Kaiserslautern Gestern und heute Eine Gegenüberstellung,
    Kurt Leppla, Wartenberg Verlag
     
  • Alt-Kaiserslautern Ein fotografischer Spaziergang durch ein Jahrhundert Stadtgeschichte,
    Herzog, Leppla, Rauland, Wartenberg Verlag