Kaiserslautern im 19. Jahrhundert
Impressionen aus dem Kaiserslautern des 19. Jahrhunderts.
Wunderschöne Aufnahmen entführen in eine andere Zeit.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand der "richtige" Hauptbahnhof. Schon rein äußerlich war an ihm der Stellenwert der dahmaligen Bahn abzulesen. Zusammen mit dem Bahnhofsvorplatz konnte er sich als durchaus ansprechende "Visitenkarte" der Stadt sehen lassen. Wie so vieles wurde auch der Hauptbahnhof 1944 zerstört, der Neubau erst 1958 fertiggestellt. Mit dem Bahnhofsvorplatz ging es später stetig bergab. Erst im Jahre 1999 ging man daran diesen Bereich wieder ansehnlich zu gestalten.
Bahnhof © Stadt Kaiserslautern
Die im Vordergrund geparkten Limousinen der Marken Opel, DKW, VW, Daimler Benz deuteten aber schon auf eine Entwicklung hin, die in unserer heutigen Zeit sicherlich ihren kritischen Punkt erreicht hat.
Fruchthalle © Stadt Kaiserslautern
Bei dem Zierbrunnen handelt es sich um ein Ausstellungsstück der Gebrüder Gienath, das Säulendach und die Öfen rechts des Haupteingangs stammen aus der Produktion des Eisenwerks.
Soeben noch Ausstellungsstätte für Produkte von Industrie und Gewerbe, präsentiert sich der Große Saal der Fruchthalle festlich geschmückt für eine Faschingsveranstaltung. Bis heute bilden die Veranstaltungen des KVK in der Fruchthalle die glanzvollen Highlights der Kampangne.
Goebel & Müller © Stadt Kaiserslautern
Ganz links kann man erkennen, daß damals noch Straßen um den Bereich des Platzes führten. Dieser selbst war Parkplatz. Mit der alten Kastanie und dem schönen Brunnen darunter ist er heute reine Fußgängerzone mit zuweilen anheimelnder Atmosphäre.
Marktplatz © Stadt Kaiserslautern
Mit Pferdefuhrwerken kamen die Marktbeschicker, meist Selbsterzeuger, vom Land in die Stadt und boten ihre Erzeugnisse an. Ihre "geparkten" Planwagen vor der Spittelmühle im hinteren Zentrum des Bildes erinnern hier fast an eine Wagenburg aus Wildwestfilmen. Die Waren selbst scheinen eher geeignet, Grundbedürfnisse zu befriedigen. Exotische Früchte, Wurst- und Honigstände sucht man vergebens. Und die nach unserer Auffassung verkaufspsychologisch so wichtige Präsentation? Wie man sehen kann, genügten das Straßenpflaster, ein Sack, ein Korb, eine Karre oder ein Korbwagen vollauf. Urig war's eben noch. Ganz nebenbei gibt die Aufnahme aber noch mehr her. Wie man besonders an den Frauen erkennen kann, spiegelt das Marktleben hier auch gesellschaftliche Strukturen wider. Da steht die Landfrau mit rustikaler Schürze und Kopftuch, das Dienstmädchen - bei der Herrschaft "in Stellung" - macht Einkäufe, und die Arbeiterfrau ist ebenso vertreten wie die "Gnädige" in modisch eleganter Aufmachung. Der Markt war (und ist?) eben doch mehr als nur Markt.
Das Bild aus den 60er Jahren zeigt in der Tat einen anderen Stiftsplatz als den, dem man heute oft nachtrauert, wenn man den Namen nennt. Aber sein "endgültiges Gepräge", wie manche glaubten oder befürchteten, erhielt er durch diesen Bau dennoch nicht. Inzwischen gehört auch das Kaufhausgebäude mit seiner einfallslosen Architektur und seiner nichtssagenden "Schauseite" der Geschichte an. Umgestaltungen haben stattgefunden, der "Stiftsplatz 5" ist daraus entstanden..., und wenn nicht alles täuscht, wird auch das noch nicht das Ende der Geschichte sein.
Milchpilz © Stadt Kaiserslautern
Für das wohl kurioseste Beispiel der Baukunst jener Zeit kommt das neuerwachte Interesse der Denkmalschützer in Kaiserslautern allerdings zu spät. Der legendäre "Milchpilz", der einst die Nord-Ost-Ecke des Stiftsplatzes zierte, ist leider längst verschwunden. Der 1952 zum Zwecke der Milchwerbung aufgestellte Kiosk diente zunächst der Milchzentrale als Verkaufsstelle, bevor er in eine Trinkhalle umfunktioniert und schließlich in den Pavillion integriert wurde, den die Technischen Werke als Energieberatungszentrum nutzten.
Von 1964 - 1968 wurde das neue Rathaus erbaut. Die Aufnahme zeigt die Baustelle im Jahre 1966. Auch hier hatte Altes weichen müssen, damit Neues enstehen konnte. So erkennt man am linken Rand noch Reste des ehemaligen Zentralgefängnisses der Pfalz (erbaut in den Jahren 1818 - 25), das im Ersten Weltkrieg als Kaserne genutzt wurde; daher hieß die gesamte Anlage im Volksmund: "die Schloßkasern". Nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich in dem Gebäudekomplex Dienststellen vieler Art. Die unmittelbare Umgebung des neues Rathauses (Maxplatz / Eisplätzchen) bekam ein völlig neues Gesicht.
Der Blick in die Marktstraße - eine der ältesten und historisch wohl bedeutsamsten Straßen der Stadt - mit der Kerststraße als Verlängerung in Hintergrund zeigt, wie sich Altes und Neues um 1890 vermischen. Es gibt ansehnliche Geschäftsgebäude auf der linken Seite, und gegenüber sind ältere kleine Häuser zu finden. Im Hintergrund, wo sich die Straße zu verengen scheint, ist das 1609 erbaute und 1912 abgerissene Gasthaus "Zum Riesen" aus- zumachen. Die wie gebannt scheinenden Beobachter des fotografischen Tuns erlauben einen aufschlußreichen Blick in die Mode der Zeit. Der rechts erkennbare Schriftzug "Conditorei Käfer" ist für jeden "alten" Kaiserslauterer erinnerungsträchtig.
Quelle: Die Bilder und Texte stammen aus:
- Kaiserslautern Gestern und heute Eine Gegenüberstellung,
Kurt Leppla, Wartenberg Verlag
- Alt-Kaiserslautern Ein fotografischer Spaziergang durch ein Jahrhundert Stadtgeschichte,
Herzog, Leppla, Rauland, Wartenberg Verlag