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Eine historische Violine wurde am Montag in der Fruchthalle an das Kaiserslauterer Stadtmuseum übergeben. Überreicht wurde das außergewöhnliche Exponat von Jan Deubig, Präsident des Rotary Clubs Kaiserslautern an Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel. Der Rotary-Club hatte die in Kaiserslautern gebaute Violine kürzlich von einem in der Schweiz tätigen Musikhistoriker erworben. Weichel versprach, das historische Musikinstrument wertzuschätzen und zu pflegen.
Das handwerklich sorgfältig gearbeitete Instrument ähnelt äußerlich einer klassischen französischen Arbeit im Stil von Pique und Lupot um 1820. Im Innern befindet der handschriftliche Originalvermerk „F. Sander | K.lautern |1837". Friedrich Jacob Sander, 1809 in Wolfstein geboren und 1876 in Kaiserslautern gestorben, war der erste professionelle Instrumentenbauer aus der Familie Sander und gründete 1834 in Kaiserslautern die „Erste pfälzische Geigenbau-Anstalt“. Allerdings zog er erst 1836 – im Jahr vor der Signierung der Violine – von Ulmet nach Kaiserslautern um. Die Nachfahren des Instrumentenbauers Sander leben noch heute in Kaiserslautern.
Neben dem Verweis auf den Geigenbauer findet sich ein Reparaturzettel der Instrumentenfabrik „Franz Pfaff, Kaiserslautern 1893“. Die Firma Pfaff, die einen besonderen und prägenden Bezug zu Kaiserslauterns Geschichte hat, war seinerzeit noch im Instrumentenbau tätig und fokussierte sich erst später auf die Fertigung von Nähmaschinen.
Dr. Bernd Klesmann, Leiter des Stadtmuseums, ordnete die Violine bei einer digitalen Feierstunde als historisch bemerkenswert ein: „Das Instrument ist nicht nur wegen seiner kunsthandwerklichen Qualität bedeutend, sondern auch deshalb, weil bislang völlig unbekannt war, welchen Hintergrund und Ausbildung Sander als Geigenbauer hatte.“ Da er in Kaiserslautern auch die „Capelle Sander" gegründet habe, die sich nach Angaben des Musikantenlandmuseums Mackenbach französische Militärmusik zum Vorbild nahm, erscheine eine Ausbildung im französischen Geigenbau plausibel, so die Historiker. Der Leiter des Stadtmuseums freut sich, „die Violine in unsere Sammlung aufnehmen zu können“.
Jan Deubig und Karl-Heinz Kusche, der Past-Präsident des Rotary Clubs, die gemeinsam mit weiteren Vertretern des Rotary Clubs die Spende an das Stadtmuseum in den letzten Wochen eingefädelt hatten, sind stolz auf den nicht alltäglichen Coup: „Wenn sich eine solche Gelegenheit bietet, sollten wir mit vereinten Kräften dafür sorgen, dass die Violine nach Kaiserslautern kommt.“ Ein Serviceclub wie der Rotary Club Kaiserslautern könne dabei der Stadt und der Allgemeinheit dienen. Mit der Violine sei, so Deubig, eine „echte Kaiserslauterin und ein Stück Identität“ zurückgeholt worden.
Das einzige Instrument aus der Kaiserslauterner Instrumentenwerkstatt, das bislang überhaupt greifbar war, stammt von 1873 und wird als Leihgabe der USA auf der Burg Lichtenberg ausgestellt. Bemerkenswert auch, dass die Geige einen ungewöhnlich geformten, nämlich mondsichelförmigen Untersattel aus Ebenholz besitzt, der möglicherweise als biedermeierliche Design-Innovation von Sander angebracht worden ist, sich aber später nicht durchgesetzt hat.
Höhepunkt der kleinen Feierstunde in der Fruchthalle war der Auftritt von Pierre-Eric Monnier, Konzertmeister des Pfalztheaters, der die historische Violine meisterhaft zum Erklingen brachte. Es sei wichtig, so Monnier, dass die Violine nicht hinter Glasscheiben verschwinde, sondern auch gespielt werde. Dr. Christoph Dammann, Leiter des städtischen Kulturreferates, könne sich gut vorstellen, dass Schüler der Emmerich-Smola-Musikschule und talentierte Solisten die Violine bei besonderen Auftritten spielen könnten.
Autor/in: Dirk Leibfried - satzbau.redaktionsbüro - Pressestelle
Kaiserslautern, 20.01.2021