Am 25. Oktober mit Bastian Korff und Jens Barnieck
Am 17. Oktober mit Sabine Meyer, Nils Mönkemeyer und William Youn
Sinfoniekonzert am 11. Oktober 2024 in der Fruchthalle
Der ursprüngliche Bedarf nach einer Markthalle war bereits 1839 von Bürgermeister Adam Weber im Stadtrat geäußert worden: "Beinahe bei allen Fruchtmärkten fänd sich eine solche Halle. Nur in Kaiserslautern, wo der Fruchtmarkt immer mehr an Bedeutung gewinne, und derselbe längst schon zu den Bedeutendsten in der Pfalz gezählt werden könne, werde noch ein Local vermisst, in welches die Früchte bei schlechter Witterung verbracht werden können."
Drei Jahre später wurde noch ein weiterer Bedarf von Bürgermeister Adam Weber im Stadtrat vorgebracht: "Zusätzlich gibt noch ein anderes Bedürfnis in unserer Stadt sich kund. Das Bedürfnis nämlich eines großen Saales für öffentliche Zwecke der verschiedensten Art.
Von Anfang an war der Bau der Fruchthalle mit der Idee einer multiplen Nutzung verbunden - als Markthalle im Erdgeschoss mit einem Saal für Konzerte, wissenschaftliche Konferenzen und festliche Anlässe darüber. Der ursprüngliche Plan August von Voits fand unmittelbare Zustimmung im Stadtrat und wurde umgehend realisiert, sodass im Oktober 1845 der Marktbetrieb im Erdgeschoss der Fruchthalle aufgenommen werden konnte. Der Konzert- und Festsaal im Obergeschoss wurde bis 1846 fertig gestellt. Der Frucht- und Getreidemarkt wurde bis in das Jahr 1910 im Erdgeschoss der Fruchthalle durchgeführt, bis der Markt nach der Einweihung des westpfälzischen Eisenbahnnetzes an Bedeutung verlor. Die Nutzung des darüber liegenden Saales ist seit der Eröffnung der Fruchthalle bis heute kontinuierlich in der ursprünglichen Intention fortgeführt worden.
Dem grandiosen Entwurf des Architekten August von Voit (1801-1870) ist es zu verdanken, dass die Fruchthalle von Anfang an wegen ihrer architektonischen Schönheit Aufsehen erregte. Von Voit hatte einen Teil seines Architekturstudiums in Italien absolviert. Seine Gestaltung der Fruchthalle Kaiserslautern bezieht sich auf das Vorbild florentinischer Palastarchitektur der Frührenaissance, namentlich der Palazzi Medici und Strozzi.
Als die fertigen Pläne von Voits, die er in seiner Funktion als Zivilbauinspektor der königlichen Baubehörde angefertigt hatte, am 2.2.1843 König Ludwig I. zur Genehmigung vorgelegt wurden, fiel dessen besonderes Augenmerk darauf, wie einem Brief des Königs an sein Innenministerium vom folgenden Tag zu entnehmen ist: "Genehmigt diesen Antrag. Daß aber auch das Gebäude genau nach dem Entwurf diesem schönen ausgeführten Dach ja nicht höher werde. Wie heißt der Baumeister, der ihn gemacht?" König Ludwig I. legte am 13.06.1843 persönlich den Grundstein zum Bau der Fruchthalle. Und zum 01. Juni 1847 berief er August von Voit zum Oberbaurat der königlichen Baubehörde nach München.
Über die gesamte Zeit ihres Bestehens setzt die Fruchthalle einen Maßstab für Architektur in Kaiserslautern. Sie steht unter Denkmalschutz und gilt als der bedeutendste Profanbau der Pfalz. Zuletzt wurde die Instandsetzung des Konzert- und Festsaales der Fruchthalle mit der Stuccolustro-Malerei in einer historisierenden Rekonstruktion von den Bürgern der Stadt Kaiserslautern auf Initiative des Fördervereins Fruchthalle e.V. finanziert und 2007 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert.
Von Beginn ihrer Geschichte an wurde die Fruchthalle auf vielfältige Weise und über ihre ursprünglichen Zwecke hinaus genutzt.
So wurde die Fruchthalle z.B. im Kontext der pfälzischen Revolution von 1848/1849 als Ort für Volksversammlungen genutzt.
Am 02.05.1849 wurde in der Fruchthalle von Delegierten der Volksversammlung vom 01.05.1849, zu der 10.000 Menschen sich in Kaiserslautern zusammenfanden, der Landesverteidigungsausschuss mit dem Zweck der Militarisierung der Bevölkerung zum Aufstand gegen die bayerische Regierung gewählt. Und am 17.05.1849 wurde in der Fruchthalle von 28 Kantonalvertretern der Pfalz eine provisorische Regierung der Pfalz gewählt, womit die Loslösung der Pfalz von Bayern besiegelt war.
In Kriegszeiten wurde die Fruchthalle einmal als Lazarett mit Feldbetten bestückt, als zentrale Sammelstelle für Wertstoffe genutzt oder für politische Machtdemonstrationen der Nationalsozialisten mißbraucht. Je nach den Erfordernissen der Bürger/innen diente sie als Versammlungsstätte für das Volk, wurde mit gigantischen Fest- und Party-Kulissen ausgestattet, in Faschingszeiten mit Volksfesten belebt und besungen. Die Fruchthalle ist im kollektiven Bewusstsein der Kaiserslauterer ein Palast des Volkes, das Zentrum des gesellschaftlichen Lebens in Kaiserslautern. Darüber hinaus gebührt ihr im Zusammenhang der historischen Ereignisse der pfälzischen Revolution der Status eines politischen Orts der Erinnerung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Die III. pfälzische Gewerbe und Industrieausstellung in der Fruchthalle im Jahr 1872 © Stadt Kaiserslautern
Die III. pfälzische Gewerbe und Industrieausstellung in der Fruchthalle im Jahr 1872 © Stadt Kaiserslautern
Soldaten der 3. US Armee am 23er Denkmal vor der Fruchthalle. Aufnahmedatum ist der 21.03.1945 © Stadt Kaiserslautern
Rechts die Omnibus Haltestelle, links die Fruchthalle. Aufnahme aus dem Jahr 1954. © Stadt Kaiserslautern