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Pressemitteilung vom 20.05.2014

Der Terror des positiven Denkens oder der Zwang zum Dauergrinsen

Vortrag mit dem Psychotherapeut und Buchautor Dr. med. Arnold Retzer

Am Mittwoch, 04. Juni 2014, findet im Deutschordensaal der Kreissparkasse Kaiserslautern, Am Altenhof 12, ein Vortrag zum Thema ‚Der Terror des positiven Denkens oder der Zwang zum Dauergrinsen‘ mit dem Psychotherapeuten und Buchautoren Dr. med. Arnold Retzer statt. Die Veranstaltung wird gemeinsam von der TelefonSeelsorge Pfalz, dem Bündnis gegen Depression – Region Westpfalz und der Psychiatriekoordination der Stadt Kaiserslautern organisiert, startet um 19:00 Uhr, der Eintritt ist frei.

Wir alle stehen unter dem Diktat des positiven Denkens. Noch nie konnten wir angeblich so einfach unser Glück finden, wir müssen es nur wollen, es liegt in unserer Hand! Selbstoptimierung ist Pflicht. Der renommierte Arzt und Psychologe Arnold Retzer zeigt uns einen Weg aus dieser Falle. Er setzt gefährliche Mythen außer Kraft, beendet falsche Hoffnungen und erklärt den Sinn von Angst und Zweifel. Er zeigt, was man aus schlechter Stimmung machen kann und macht so den Weg frei für eine realistische Selbsteinschätzung und Authentizität.

Dr. med. Arnold Retzer ist Privatdozent an der Uni Heidelberg, Facharzt für psychotherapeutische Medizin, Diplom-Psychologe, ehem. Vorsitzender der Internationalen Gesellschaft für Systemische Therapie (IGST), Lehrtherapeut und –supervisor. Er ist bekannt durch seine Seminare u. a. zur Behandlung von Depressionen, zahlreiche Fachartikel sowie mehrere Bücher, zuletzt die Veröffentlichung „Miese Stimmung – eine Streitschrift gegen positives Denken“.

Retzers Argumentation ist provozierend, aber durchaus plausibel: In den westlichen Gesellschaften scheint es das Einfachste auf der Welt zu sein, Glück und Zufriedenheit zu erlangen. Man hat ja alle Wahlmöglichkeiten und braucht nur die richtige auszuwählen, und das Wohlgefühl stellt sich quasi von selbst ein. Wem das nicht gelingt, werde allenthalben suggeriert, sei selber schuld. Auf der anderen Seite gab es noch nie so viele Depressive und Burnout-Opfer wie heute. Acht Millionen Deutsche leiden an behandlungsbedürftigen Ängsten, Tendenz steigend. Das passt nicht zusammen.

Erleben wir Niederlagen oder sind in schlechter Stimmung, werde das, schreibt Retzer, "seit mindestens einem Jahrhundert unserer angeblich fehlerhaft funktionierenden Psyche zugeschrieben - was immer das sein soll". Dies gehe einher mit der Vorstellung, dass kulturelle Entwicklungen und Überzeugungen wenig oder keinerlei Einfluss auf die menschliche Stimmung oder Befindlichkeit hätten. Um unsere desolate Stimmungslage wieder auf Trab zu bringen, muss die chemische Keule her: Pro Tag, rechnet der Psychologe vor, verordnen Mediziner in Deutschland mehr als zwei Millionen Tagesdosen von Antidepressiva, Privat-versicherte und stationär behandelte Patienten nicht mitgerechnet. Noch mehr Menschen setzen auf Alkohol, Drogen und Do-ping, um wieder in die richtige, also positive Stimmung zu kommen.

Retzer beschränkt sich aber nicht nur auf Kritik, er zeigt auch Wege aus dem Dilemma auf unter dem Motto: Erkenne, wer du nicht bist!
Unrealistische Ansprüche, Hoffnungen und Autonomievorstellungen sollen aufgegeben werden. Man müsse nicht stark, aktiv, fehlerfrei und gut sein. Vielmehr gehe es darum, mit der eigenen Unzulänglichkeit und Mittelmäßigkeit barmherzig umzugehen. Statt nach Selbstoptimierung zu trachten sollten wir das Weglassen auf die Tagesordnung setzen. Aufgewertet werden sollten Angst, Trauer, die Einsicht in Abhängigkeiten, Ungewissheit, Scheitern und Tod. All diese Zustände und Phänomene hätten, so Retzers These, nicht nur das Zeug dazu, aus der Krise zu führen, sondern auch dazu, zu besserer Stimmung beizutragen.

An den Vortrag schließt sich die Möglichkeit an, Fragen an den Autor zu stellen. Die Initiatoren freuen sich auf eine interessante Veranstaltung, und wünschen den Besuchern anregende Eindrücke und wertvolle Erkenntnisse.
 



Autor/in: Pressestelle

Kaiserslautern, 20.05.2014