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Jugendamt ist keine Drohkulisse, sondern unverzichtbarer Partner im Kinderschutz
Jugendämter werden oft als Behörde abgestempelt, die Kinder von ihren Eltern entziehen. Dieses Bild ist jedoch vollkommen verfehlt. Denn den Ämtern geht es in erster Linie um Unterstützung und Hilfe für Kinder, Jugendliche und Eltern. Bundesweit 17.000 Bezirkssozialarbeiter/-innen im Allgemeinen Sozialen Dienst – 15 davon in der Stadt Kaiserslautern – kämpfen dabei tagtäglich für den Jugendschutz.
Über ihren Beruf wird in der Öffentlichkeit häufig nur dann gesprochen, wenn es schlecht läuft, wenn Kinder trotz Hilfen zu Schaden kommen. Damit gerät aus dem Blick, welch vielfältige und oft erfolgreiche Arbeit für Familien im Allgemeinen Sozialen Dienst geleistet wird. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten Mütter, Väter und alle Personen mit Erziehungsfragen, sie organisieren alltagspraktische Hilfen und Entlastung für Familien, sie fördern Kinder in ihrer Entwicklung oder sorgen im Zweifelsfall, zeitweilig auch für den notwendigen Schutz von Kindern. Das Spektrum an Problemen, auf die der ASD täglich Antworten sucht, ist dabei breit: ratlose Eltern, Familienkrisen, Schulprobleme, Gewalt, Alkohol- und Drogensucht, vielfältigste Konflikte, die bisweilen vor dem Familiengericht landen.
„Wir wissen, dass Eltern in der Regel das Beste für ihre Kinder wollen. Nur manchmal ist der Alltag oder die eigene Biografie so belastend, dass Erziehung alleine nicht gelingt. Häufig hilft es dann, jemanden an seiner Seite zu haben. Deshalb setzen wir auch bei Problemen alles daran, die Eltern in ihrer Erziehung zu stärken und zu unterstützen und mit ihnen gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wir sind ihre Partner in Erziehungsfragen“, erläutert Susanne Bernhart, Abteilungsleiterin Soziale Dienste der Stadt Kaiserslautern.
Dabei sind auf diese Hilfe immer mehr Familien angewiesen: Rund 963.000 Hilfen zur Erziehung haben die Jugendämter 2020 bundesweit geleistet, elf Prozent mehr als noch im Jahr 2010. Auch in Kaiserslautern kommen wir mit 951 Erziehungshilfen im Jahr 2020 auf 21 Prozent mehr im Vergleich zu 2010 (In Rheinland-Pfalz waren es 2020 mit 29.094 Fällen 15 Prozent mehr als in 2010). In der Pandemie wurden diese tendenziell eher fortgeführt als beendet. Mehr als zwei von drei dieser Hilfen werden in der Familie erbracht.
Wann aber ist Unterstützung und Hilfe in der Familie noch aussichtsreich? Und wann ist der Punkt erreicht, wo Sicherheit und Schutz des Kindes eine zumindest vorübergehende Trennung von den Eltern erfordern? Welche Risiken wiederum bringt die Trennung von den Eltern für den weiteren Lebensweg des Kindes? Alle sind sich einig: Kinder und Jugendliche bedürfen des Schutzes durch die Gesellschaft. Doch welcher Weg im Einzelfall der richtige ist, diese Frage verlangt den Sozialarbeitern im Jugendamt im Einzelfall schwierige Abwägungsprozesse ab. Kinderschutz ist eben kein Kinderspiel!
„Wir versuchen uns immer ein möglichst umfassendes Bild zu machen und vielfältige Perspektiven einzunehmen. Alleine kann man eine solche Entscheidung oft gar nicht treffen, schließlich haben sie weitreichende Folgen für die Lebensläufe der Kinder. Die Beratung jedes einzelnen Falls mit den Kollegen und Kolleginnen ist deshalb unverzichtbarer Bestandteil unserer täglichen Arbeit“, erläutert Bernhart.
Und auch hier erhöhen steigende Fallzahlen die Belastungen für die Fachkräfte der Allgemeinen Sozialen Dienste: Im Jahre 2020 wurden seitens der Jugendämter bundesweit in fast 200.000 Fällen (8.832 in Rheinland-Pfalz) geprüft, ob ein Kind gefährdet ist und ob akute Maßnahmen zu seinem Schutz ergriffen werden müssen.
„Um diese schwierige Aufgabe bewältigen zu können, brauchen wir zum einen genügend und gut qualifiziertes Personal, das durch Supervision, Beratung und Fortbildung ausreichend unterstützt wird. Praktikanten und auch Berufseinsteiger sind dabei bei uns herzlich willkommen. Wir halten Einarbeitungs- und Schutzkonzepte für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor. Zum anderen brauchen wir aber auch Bürgerinnen und Bürger, für die das Jugendamt nicht Drohkulisse, sondern unverzichtbarer Partner im Kinderschutz ist. Eltern müssen ermutigt und bestärkt werden, sich bei Fragen und Problemen auch hier Hilfe zu suchen. Denn das ist oft schon der erste Schritt zur Lösung“, so Bernhart.
Autor/in: Pressestelle
Kaiserslautern, 25.08.2022