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Stadtentwässerung gibt Tipps für die Regenwasserbewirtschaftung
In Zeiten des Klimawandels steigt die Gefahr für Extremwetterereignisse. Der Deutsche Wetterdienst rechnet mit einer dramatischen Zunahme von Stürmen, Starkregen und Hitzeperioden, herbeigeführt durch die vom Menschen mitverursachte Klimaerwärmung. Gleichzeitig nimmt die Versiegelung von Flächen ungebremst zu, im Bundesgebiet im Mittel um 80 Hektar jeden Tag. Folglich bieten sich den Wassermassen immer weniger Flächen zur Versickerung und es kommt zu örtlichen, oftmals verheerenden Überflutungen.
Der Siedlungsentwicklung und -entwässerung kommt daher eine zentrale Aufgabe bei der Überflutungsvorsorge zu. Überflutungsschäden durch extreme Wetterlagen können kurz- und mittelfristig nur durch klimaangepasste Bauweisen reduziert werden. Zentrale Bestandteile hierbei sind eine ortsnahe Zwischenspeicherung, Nutzung, Versickerung oder zumindest stark verzögerte Ableitung des Niederschlagswassers.
„Die jahrzehntelange Flächenversiegelung kann nicht von heute auf morgen rückgängig gemacht werden, die weitere Zunahme gilt es jedoch einzudämmen oder zu kompensieren“, so Jörg Zimmermann, Vorstand der Stadtentwässerung Kaiserslautern. In Kaiserslautern habe man dies jedoch erkannt und nun für jedes neue Bauprojekt Maßnahmen vorgesehen, um die Gefahren für bebaute Bereiche durch unkontrollierbare Überflutungen auszugleichen.
„Eine dieser Maßnahmen ist, dass grundsätzlich bei jeder neu an den Kanal angeschlossenen Fläche, nach Möglichkeit auch bei jeder bereits versiegelten Fläche, die umfangreich verändert wird, das Prinzip der Regenwasserbewirtschaftung integriert wird“, erklärt Nils Simon, Abteilungsleiter Grundstücksentwässerung. „Das heißt, mit Priorität soll Niederschlagswasser am Ort des Anfalls zur Versickerung gebracht oder beispielsweise genutzt werden.“ Diese für Jedermann gültige Forderung sei auch bereits im Wasserhaushaltsgesetz verankert. „Ist dies auf dem jeweiligen Grundstück nicht gut möglich, müssen zur Erreichung der Ziele der Klimaanpassung alternative technische Vorrichtungen zur Pufferung des Niederschlagswassers geschaffen werden, beispielsweise Brauchwasserzisternen oder vergrößerte, private Kanäle, aus denen das Wasser zeitverzögert an Gewässer oder Kanalsystem abgegeben werden kann. Dadurch können bei stärkeren Regenereignissen auch Überlastungsspitzen für das Kanalsystem reduziert und lokale Überschwemmungen und Schäden an Gebäuden vermieden werden.“
Mit dem Gründach gegen Starkregen wappnen?
Eine weitere Möglichkeit den Regen nicht fortzuleiten, sondern im natürlichen Wasserkreislauf zu belassen, sind Gründächer. Durch ein Gründach, extensiv oder intensiv begrünt, kann die Forderung nach Regenwasserbewirtschaftung erfüllt werden – insbesondere bei Nachverdichtungen und Umbauten im Kernstadtbereich, wo auf dem Grundstück häufig wenig Raum für zusätzliche Maßnahmen außerhalb des Gebäudes zur Verfügung steht. Gründächer leisten daneben als Lebensraum für Insekten einen hervorragenden Beitrag zu Biodiversität und tragen zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Für das Gebäude selbst können sie wie eine Klimaanlage wirken. Im Sommer kühlen sie die Gebäude, im Winter dienen sie als Wärmedämmung.
Der wesentliche Vorteil von Gründächern liegt aber in der Verdunstung und Wasserspeicherung mit Abflussverzögerung. Insbesondere durch die Verdunstungsleistung kann der lokale Wasserkreislauf intakt gehalten werden. Schon eine einfache Extensivbegrünung von rund zehn Zentimetern Aufbau hält dabei bereits etwa 40 – 80 Prozent des Jahresniederschlags zurück. Technisch ausgereifte Lösungen für flache sowie bis mittelstark geneigte Dächer stehen auf dem Markt zur Verfügung.
Mit Gründach Oberflächenwassergebühr sparen!
Dass Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung nicht nur der Hochwasservorsorge, sondern auch dem Geldbeutel zu Gute kommen, betont STE-Vorstand Zimmermann: „Wer in Kaiserslautern eine dieser Maßnahmen zur Reduzierung des Regenwasserabflusses umsetzt, zahlt durch die entsprechenden Regelungen in der Entgeltsatzung der Stadtentwässerung dauerhaft wesentlich weniger Oberflächenwassergebühr“. Bei einem Gründach seien dabei Vergünstigungen bei den jährlichen Gebühren auf zwei Wegen möglich: Zum einen reduziere sich die Gebühr durch die Berücksichtigung der positiven Oberflächenbeschaffenheit des Gründaches per se, zum anderen werde das darin steckende Regenwasserspeichervolumen angerechnet. Nils Simon: „Wenn man dann noch sogenannte Wasserspeicherplatten im Gründachaufbau einsetzt, kann die jährliche Einsparung leicht und kostengünstig verdoppelt werden. Bis zu 90 Prozent der jährlichen Oberflächenwassergebühr lassen sich so insgesamt einsparen.“
Weitere Informationen
Die Regelungen zur Reduzierung der Oberflächenwassergebühr finden sich auf der Homepage der Stadtentwässerung, gerne können Beratungsangebote hierzu unter der Telefonnummer 0631/3723-141 in Anspruch genommen werden. Weitere Informationen zum Thema Dachbegrünung finden sich auch auf der Homepage des Bundesverbandes Gebäudegrün e.V. (www.gebaeudegruen.info)
Dieser Beitrag erscheint im Amtsblatt der Stadt Kaiserslautern in der Reihe „Klimaanpassung vor Ort in Kaiserslautern“.
www.kaiserslautern.de/klimaanpassung
Autor/in: Pressestelle
Kaiserslautern, 08.09.2020