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Strategien zur waldbaulichen Anpassung des Waldes
Im Zeitraum von 1870 bis 2018 ist die jährliche Durchschnittstemperatur in Rheinland-Pfalz um 1,6° gestiegen. Schon heute leidet der Wald unter der Hitze und der Trockenheit der Sommermonate. Wie sich der Temperaturanstieg in den kommenden Jahrzehnten entwickelt, lässt sich nur spekulieren. In jedem Falle wird der Wald sich verändern.
„Die Fichte befindet sich bereits auf dem Rückzug“, erklärt Bodo Mahl, Forstmann für Umweltvorsorge und öffentliche Planungen im Forstamt Kaiserslautern. Sie bevorzugt kühles feuchtes Klima und komme mit ihrem flachen Wurzelwerk nicht an tiefere Wasservorräte. Zudem ist sie der Wirtsbaum des Borkenkäfers, dem sie bei abnehmender Vitalität nichts mehr entgegenzusetzen hat. „Auch die weit verbreitete Buche wird sich wie auch andere Baumarten in kühlere und feuchtere Lagen zurückziehen müssen“, so der Produktleiter weiter.
Zum Erhalt des Waldes setzt Landesforsten Rheinland-Pfalz auf Vielfalt. Mehrere Baumarten bilden auf gleicher Fläche einen Mischwald, so dass die eine Art den Ausfall einer anderen Art kompensieren kann. Gleichzeitig soll der Wald eine genetische Vielfalt aufweisen, denn auch innerhalb der gleichen Baumart gibt es anfälligere und resistentere Individuen. „Darauf ist bei der Auswahl von Pflanzgut zu achten. Wälder müssen frühzeitig verjüngt werden, damit bei einem Ausfall der alten oberen Baumschicht eine jüngere Baumschicht übernehmen kann“, so Mahl. Zudem müsse über einen Wechsel der Baumartenzusammensetzung nachgedacht werden. Schon jetzt wird die Fichte vielfach von der resistenteren Douglasie oder der tiefwurzelnden Tanne ersetzt. Wärmeliebende heimische Bäume wie Esskastanie, Elsbeere oder Hainbuche spielen eine größere Rolle als bisher. Auch schaut man sich nach alternativen Baumarten aus anderen Regionen um, die in ihrer wärmeren und trockeneren Heimat gut zurechtkommen. Bei diesen Überlegungen ist zu berücksichtigen, dass es auch trotz Klimawandels weiterhin Frostperioden geben wird. In Frage kommen etwa die Atlaszeder, die Korsische Schwarzkiefer, die Griechische Tanne oder der Baumhasel, alle aus dem eurasischen Raum.
Sollte das bei der Pariser Klimaschutzkonferenz vereinbarte Ziel, die Erwärmung auf 1,5° C zu begrenzen, scheitern, könnten alle diese Bemühungen jedoch vergeblich sein. „Wenn wir weiter auf die 4°-Marke zusteuern, werden alle Anstrengungen, den Wald zu retten, umsonst sein. Dann verpassen wir die letzte Chance“, zeigt sich Bodo Mahl pessimistisch und fordert zugleich Investitionen in die Ressource Wald. „Die Klimaanpassung wird auch im Wald etwas kosten. In Zeiten der Bankenkrise wurde häufig die Systemrelevanz hinterfragt. Systemrelevante Institutionen wurden mit Milliarden vor dem Untergang bewahrt. Sie waren zu wichtig, um sie scheitern zu lassen. Man darf hier schon die Frage stellen, was für unser System wirklich relevant ist.“
Klimaanpassung in Kaiserslautern
Dieser Beitrag erscheint in der Reihe "Klimaanpassung vor Ort in Kaiserslautern". Experten gehen weltweit davon aus, dass durch den Klimawandel die Häufigkeit und vor allem die Stärke von Extremwetterereignissen zunehmen werden. Bei der Stadtverwaltung befasst sich die referatsübergreifende Arbeitsgruppe „Klimaanpassung“ mit dem Thema. Ein entsprechendes Konzept wurde bereits erarbeitet und im Februar 2019 vom Stadtrat beschlossen.
Informationen dazu gibt es auch auf der städtischen Homepage unter dem Stichwort Klimaanpassung.
Autor/in: Pressestelle
Kaiserslautern, 13.06.2019