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Podium-Plenumsdiskussion mit Gästen aus Partnerstadt Newham
Wie läuft es in Sachen Integration in Kaiserslautern? Wie in Rheinland-Pfalz? Wie in Europa? Anlässlich des Besuchs einer kleinen Delegation aus der Partnerstadt Newham (Großbritannien) hatten das Projektbüro für Integration und Interkulturelle Angelegenheiten und das Büro für Städtepartnerschaften der Stadtverwaltung zu einer Diskussionsrunde eingeladen. Rund 30 Personen, darunter viele Vertreter auf diesem Feld tätiger Organisationen, nutzten gestern Abend in der Atlantischen Akademie die Gelegenheit zu diesem spannenden Einblick.
Nach der Begrüßung durch Kulturreferatsleiter Christoph Dammann und einem Impulsvortrag durch Marijka Mulder vom Institut für Europäische Partnerschaften und Internationale Zusammenarbeit, die die Veranstaltung auch moderierte, stellten Shane Britton, „Policy and Public Affairs Manager”, und Mohamed Hammoudan, „Head of Community Neighbourhoods”, das Integrationskonzept der Partnerstadt Newham vor. Wie Britton erläuterte, handele es sich bei Newham um das alte industrielle Herz Londons, heute sei der Stadtteil von hoher Arbeitslosigkeit und großer ethnischer Vielfalt geprägt. 86 Prozent der Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund, ohne dass dabei eine Nationalität besonders herausragen würde. Selbst die Inder als größte Bevölkerungsgruppe umfassen lediglich 15 Prozent der Gesamtbevölkerung. Dies sei, so Britton, einerseits eine Herausforderung, vor allem aber eine „gute Sache“, die wesentlich dazu beitrage, dass Newham „a great place to live“ (ein großartiger Platz zum Leben) sei. Integration müsse auf natürlich Art und Weise entstehen, weswegen man seitens der Verwaltung den Ansatz verfolge, alle Gruppen gleich zu behandeln und niemanden in den Vordergrund zu stellen.
Wie das konkret aussieht, erläuterte sodann Mohamed Hammoudan. Man habe Newham in acht Bezirke aufgeteilt und in jedem der acht Bezirke ein „Community Hub“, also eine Art Gemeinschaftszentrum, installiert, mit jeweils circa zwölf bis 16 hauptamtlichen Mitarbeitern, und dem jeweils ein Stadtratsmitglied als Schnittstelle in die Politik zugeordnet sei. Zum Gelingen von Integration sei die Bereitstellung von Begegnungsstätten ganz wesentlich, wobei sich vor allem die öffentlichen Bibliotheken als Treffpunkte etabliert haben. Allein dort finden wöchentlich rund 500 kleinere und größere Veranstaltungen statt, die man seitens der Verwaltung gezielt auch finanziell unterstütze. Es gelte, die verschiedenen Bevölkerungsgruppen zusammenzubringen.
Hammoudan zeigte sich zugleich sehr beeindruckt von dem, was in Kaiserslautern auf dem Feld der Integration getan wird, und bedankte sich herzlich für die große Gastfreundschaft, die man den beiden Gästen entgegenbringe. Britton und Hammoudan weilen seit Montag in Kaiserslautern, wo sie vier Tage lang, begleitet von den Mitarbeitern des Projektbüros für Integration und Interkulturelle Angelegenheiten, Einblicke in die Integrationsarbeit von Stadt und Land gewinnen. Neben Besuchen von Flüchtlingsunterkünften, Schulen und verschiedenen weiteren Institutionen im Stadtgebiet steht unter anderem ein Besuch in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Trier auf dem Programm. Der Besuch der Delegation geht auf einen im vergangenen Sommer von Oberbürgermeister Klaus Weichel und Mayor Robin Wales initiierten Integrations-Fachkräfteaustausch zurück. Im Jahresverlauf ist ein Gegenbesuch einer Kaiserslauterer Delegation in London geplant.
Die beiden Gäste aus Newham beteiligten sich gestern Abend sodann auch rege an der folgenden Podiums-Plenums-Diskussion, an der auch Miguel Vicente, Beauftragter für Migration und Integration der Landesregierung Rheinland-Pfalz, Hans-Joachim Schulz, Leiter des Caritas-Zentrums Kaiserslautern, und Susanne Pithan vom Arbeits- und Sozialpädagogischen Zentrum, Leiterin der Gemeinschaftsunterkunft Asternweg, teilnahmen. Vicente bedankte sich ausdrücklich für die Einladung und den spannenden Abend. Es sei, so Vicente, gerade in der aktuellen politischen Situation wichtig, den europäischen Austausch aufrecht zu erhalten, wobei Städtepartnerschaften eine wichtige Rolle spielen können. Was die Integration anbelangt, bezeichnete der Integrationsbeauftragte Deutschland als Gesellschaft am Scheideweg, die die Wahl habe, sich abzuschotten oder sich als das Land der Vielfalt zu präsentieren, das man eigentlich längst sei. Migration aus und nach Deutschland sei seit Jahrzehnten längst Normalität, auch könne man feststellen, dass es bislang außerordentlich gut gelungen sei, die vielen nach Deutschland geflohenen Menschen aufzunehmen. Die Flüchtlingswelle der vergangenen Jahre habe einen „riesigen Schub“ für die interkulturelle Öffnung gebracht und ebenso für die Bereitstellung entsprechender Angebote. Auch sei dadurch das Thema Integration in den Vordergrund der öffentlichen Diskussion gerückt.
Autor/in: Matthias Thomas - Pressestelle
Kaiserslautern, 22.03.2018