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Pressemitteilung vom 01.09.2017

Zehn Jahre im Dienst der Stadt

Interview mit Oberbürgermeister Klaus Weichel zum zehnjährigen Dienstjubiläum

Herr Dr. Weichel, Sie sind nun seit zehn Jahren OB. Der erste Oberbürgermeister in Kaiserslautern, der das von sich behaupten kann. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf diese zehn Jahre zurück und was mögen Sie an Ihrem Job?

 

Ich blicke auf zehn arbeitsreiche, spannende Jahre zurück und sehe den kommenden sechs mit gleichem Elan entgegen. Das Gestalterische, diese Chance, positiv zu wirken und meine Geburtsstadt weiterzuentwickeln in eine gute Zukunft, das ist eine Bereicherung und dafür bin ich dankbar. Ich mache diesen Job aus Leidenschaft und  bringe nun zehn Jahre Erfahrung als OB mit, in der Politik sogar 30 Jahre. Ich weiß nicht, wo die Zeit geblieben ist. Ich bin sehr froh und hochmotiviert, meine großen Themen und Schwerpunkte konsequent zu verfolgen. Für mich ist und bleibt es ein Traumberuf und die schönste berufliche Aufgabe, die ich mir vorstellen kann.

 

Können Sie sich noch an Ihren ersten Tag erinnern, damals 2007?

 

An den ersten Tag selbst nur wenig, was ich aber noch gut weiß, ist, dass ich in den ersten Tagen viel im Rathaus unterwegs war, um mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorzustellen.

Wobei ich auch viele ehemalige Kolleginnen und Kollegen aus meiner ersten Zeit bei der Stadt nach längerer Zeit zum ersten Mal wieder getroffen habe. Ein schönes Wiedersehen.

 

Zusätzlich wartete aber sicherlich direkt ein Berg an Aufgaben, oder?

 

Es gab tatsächlich eine ganze Reihe schwieriger Aufgaben und Herausforderungen, die mir direkt in den ersten Wochen auf den Tisch geflattert sind. Ich nenne hier die dringend anstehende Entschuldung der Gartenschau und der Bürgerhospitalstiftung, die notwendige Zuschusserhöhung für die Kammgarn, die bei der ADD durchzusetzen war oder die Verhandlungen mit dem FCK bezüglich einer drohenden Pachtzinsreduzierung. Das Stiftsplatzhotel stand als Ruine da, die Eishalle stand leer. Und über all dem schwebte die Haushaltssituation der Stadt, die dringend zu erstellende Bestandsaufnahme und Abschätzung der Handlungsfähigkeit von Kaiserslautern. Langweilig war mir wirklich nicht, es ging direkt in die Vollen. 

 

Danach ist ja unter Ihrer Ägide so einiges in der Stadt passiert. Bau der Mall, Ansiedlung IKEA, Flüchtlingswelle, Kauf des Pfaff-Areals. An großen Themen fehlte es nicht. Was waren denn Ihre persönlichen Highlights?

 

Besonders wirtschaftspolitisch und städtebaulich hat sich in den letzten zehn Jahren einiges getan, was diese Stadt für lange Zeit prägen wird. Die Ansiedlung des „K in Lautern“ und die damit verbundene Neugestaltung der Stadtmitte sind dabei definitiv ein Highlight. 2010 begannen die Verhandlungen mit ECE zur Umnutzung des Platzes, des alten Pfalztheaters, die sich über mehrere Jahre hinzogen und viel Nervenstärke verlangten. Ich erinnere auch an das Bürgerbegehren und das Normenkontrollverfahren. Die gelungene Fusion zwischen Gasanstalt und TWK, die Ansiedelung von John Deere als Global Player, aber auch der Abschluss des städtebaulichen und raumordnerischen Vertrages bezüglich der Süderweiterung des IG-Nord mit Weilerbach und Rodenbach und die darauf aufbauende Umsetzung als interkommunales Industriegebiet verbuche ich als große Erfolge.

 

Gibt es einen Moment, an den Sie sich besonders gerne zurückerinnern?

 

Als klar war, dass das Bürgerbegehren zugunsten der Mall ausfiel. Da fiel schon eine große Last von den Schultern, eine unglaubliche Erleichterung nach Monaten harter Arbeit. Ich erinnere mich aber auch sehr gerne an den Erstkontakt mit IKEA zurück. Als ich auf dem Brief das Logo gesehen habe, war ich schon in Hochstimmung. Wenn man dann zum ersten Mal das fertige Ergebnis sieht, oder wie im Fall von IKEA im Sommer 2015 zum ersten Mal in der fertigen Filiale steht, ist das ein unvergesslicher Moment. Solche Ereignisse gab es einige, die Fertigstellung des Stiftsplatzhotels, oder der Abschluss eines Kooperationsvertrages mit der Metropolregion Rhein-Neckar. Ich will nun aber gar nicht weiter in die Vergangenheit blicken. Die aktuellen Herausforderungen beschäftigen mich mehr und ich arbeite hart daran, noch Vieles voran zu bringen.

 

Welche sind das?

 

Mit dem Umbau des Pfaff-Areals und der Neuen Stadtmitte haben wir zwei echte Knallerprojekte aus der Taufe gehoben, die uns beide noch über Jahre beschäftigen werden, worauf ich mich sehr freue. Was die Neue Stadtmitte anbelangt, haben wir mit der Ansiedlung der Mall den dicksten Brocken bereits geschafft, nun geht es darum, das Umfeld passend, urban, ansprechend zu gestalten, den Schillerplatz etwa oder die Fruchthallstraße. Ich hoffe zudem, dass es auch in Sachen Kaiserpfalz endlich wieder weitergehen kann. Alles Themen der unmittelbaren Zukunft. Pfaff hingegen, ist natürlich ein Langzeitprojekt. Wir haben einen guten Start hingelegt, und ich werde alles dafür tun, dass das Areal schnellstmöglich sein enormes Potenzial entfalten kann. Das neue Stadtviertel in seinem finalen Zustand wird aber frühestens mein Nachfolger bewundern können.

 

Wird es in den nächsten Jahren ein weiteres städtebauliches Großprojekt geben?

 

Davon kann man ausgehen. Man muss einfach sehen: Wir brauchen dringend neue Gewerbe- und Industrieflächen. Viele Flächen, die in den vergangenen Jahren geschaffen wurden, stoßen an ihre Auslastungsgrenzen, man denke an den PRE-Park oder das IG Nord. Auch die Erweiterungen werden den Bedarf nicht decken können, viele Flächen im IG Nord II oder auf der Europahöhe sind schon wieder vergeben, weswegen wir dringend komplett neue Gebiete erschließen müssen. Entsprechende Potenzialuntersuchungen laufen bereits.

 

Abgesehen vom Städtebau: Wo sehen Sie weitere Chancen in den kommenden Jahren?

 

Die Digitalisierung wird unser aller Leben in den kommenden Jahren auf eine Art und Weise verändern, wie wir uns das heute nicht vorstellen können. Unsere Bewerbung beim Bitkom-Wettbewerb „Digitale Stadt“ hat eines gezeigt: Kaiserslautern kann Digitalisierung, macht sie bereits – und will sie auch. Die Menschen hier sehen mehr die Chancen als die Risiken, das hat der Wettbewerb und die Reaktionen auf ihn gezeigt. Und die ganze Bundesrepublik ist darauf aufmerksam geworden. Vor allem hat mich gefreut, wie viele Menschen zu Recht stolz auf ihre Stadt gewesen sind und was sie alles hat, macht und kann. Dieses aktivierte Potenzial ist da, und wir können es nutzen. Aus dem Grund haben wir nun auch die Gründung einer Tochtergesellschaft beschlossen, die ausschließlich Digitalisierungsprojekte vorantreiben wird.

 

Wo denken Sie, steht die Stadt in zehn Jahren?

 

In zehn Jahren hat sich die Stadt ganz klar weiter so positiv entwickelt und das in vielen Bereichen. Wissenschaft und Forschung sind noch präsenter und erfolgreicher als jetzt, auch international. Wir haben noch mehr große und kleinere Unternehmen von Kaiserslautern überzeugen können.

Kultur, Einzelhandel, Gastronomie, Bildungslandschaft, Sport, Natur, Umgebung sind derart attraktiv für viele Menschen, so dass wir bis 2027 sehr sehr viele Neubürgerinnen und Neubürger verzeichnen.

Die Digitalisierung wird sehr schnell voran schreiten, diese Entwicklung rast - wo genau wir in zehn Jahren stehen werden, kann vermutlich niemand ernsthaft prognostizieren.

Auf jeden Fall müssen Politik und Verwaltung dafür Sorge tragen, am Ball zu bleiben. Für stets gute Lebensqualität sorgen. Die Bürgerinnen und Bürger und ihr Wohlbefinden stets im Auge behalten.

Da sehe ich eine große Aufgabe für uns alle, neue Entwicklungen so umzusetzen, dass sie für alle Menschen und alle Generationen einen Mehrwert bedeuten.

 

Wo sehen Sie sich persönlich in zehn Jahren?

 

(lacht) Entspannt zuhause im Garten.

 

Zur Person

Klaus Weichel, geboren 1955, studierte von 1976 bis 1982 Biologie an der Universität Kaiserslautern. 1982 promovierte er zum Dr. rer. nat. in der Zoologie und war bis 1987 als wissenschaftlicher Angestellter an der Universität Kaiserslautern mit dem Aufbau und der Leitung eines Hormon-Labors betraut. 1988 wechselte Weichel dann zu einem ortsansässigen Ingenieurbüro bevor er 1990 als Leiter des Amtes Umwelt und Forsten zur Stadtverwaltung Kaiserslautern kam. 1995 fand die Wahl zum Beigeordneten für das Dezernat für Umwelt, Abfallwirtschaft, Grünflächen und Jugend statt. Von 2000 bis zum Amtsantritt als Oberbürgermeister der Stadt Kaiserslautern am 31. August 2007 war Weichel Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in Neustadt an der Weinstraße. Nach der gelungenen Wiederwahl im Dezember 2014 begann seine zweite Amtsperiode als Oberbürgermeister dann im September 2015.



Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel © Stadt Kaiserslautern

Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel © Stadt Kaiserslautern

Autor/in: Katrin Fechner - Pressestelle

Kaiserslautern, 01.09.2017