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OB Dr. Weichel: "Der Integration ein Gesicht geben."<br>
Zv. li.: Dr. Sanatci, Dr. Weichel, Generalkonsul Yüksel, Prof. Neunzert, Stefanie Tücking
Bunt, lebendig und spannend präsentierte sich gestern, am 06. April, die neue Veranstaltungsreihe zum Kaiserslauterer "Jahr der Internationalität", das unter dem Motto steht "Wissen schafft Integration". Das Thema zum Auftakt hieß "Türkei". Die Fruchthalle war voll besetzt und das Wichtigste: Die Veranstaltung wurde vom Publikum sehr gut angenommen. Das Programm hatte es in sich. Informative Vorträge und Interviews waren umrahmt von anregenden Filmbeiträgen, landestypischer Musik und folkloristischem Tanz.
Angesichts der Thematik ließ es sich Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel nicht nehmen, die Anwesenden auf türkisch mit den Worten "iyi aksamlar" ("Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend") zu begrüßen, was mit Beilfall bedacht wurde. Weichel unterstrich die Bedeutung der Integration gerade für eine weltoffene Stadt wie Kaiserslautern. "In unserer Stadt haben schätzungsweise 25 Prozent der Bürgerinnen und Bürger einen Migrations- und Integrationshintergrund." Dabei seien derzeit rund 10.100 der 97.600 Einwohnerinnen und Einwohner unserer Stadt - rund 10,4 Prozent - Ausländerinnen und Ausländer, die aus insgesamt 141 Ländern stammen. Vor diesem Hintergrund sei Integration als kommunale Aufgabe zu verstehen und als Chance für die Stadt zu begreifen.
Nach dem Erfolg der Veranstaltungsreihen der letzten beiden Themenjahre zeigte sich der Verwaltungschef überzeugt, dass auch die neue Reihe wieder auf großes Interesse stoßen werde. Damit werde "der Integration ein Gesicht gegeben." Weitere Abende zu den Themen Indien, China, die GUS, Afrika sowie die USA sind geplant. Der OB dankte insbesondere Dr. Ömer Sanatci, der als "Kümmerer" diese erste Veranstaltung maßgeblich mitorganisiert hatte.
Wie wichtig den türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern diese Veranstaltung war, unterstrich der Besuch des türkischen Generalkonsuls Aslan Alper Yüksel aus Mainz. Der Diplomat erinnerte daran, dass 2011 das 50. Jahr des Anwerbeabkommens mit der Türkei sei und verwies auf die lange Tradition der deutsch-türkischen Beziehungen auf dem Gebiet der Bildung und Wissenschaft. Yüksel zeigte sich erfreut über die gute Integration vieler türkischer Mitbürger in Kaiserslautern.
Interessierte Aufmerksamkeit des Publikums bei einem Film mit Impressionen über die Türkei
Ein Highlight des Abends war die Vorstellung einer türkischen Familie aus Kaiserslautern. Der Senior der Familie, Temel Hakyemez, war 1968 nach Deutschland gekommen und wollte eigentlich nur für zwei Jahre bleiben. Heute zählt seine Familie fünf Söhne und eine Tochter sowie 13 Enkel, von denen einer in Kaiserslautern an der TU Wirtschaftswissenschaft studiert. Einer seiner Söhne mit unverkennbar pfälzischem Spracheinschlag berichtete, dass er in Kaiserslautern noch keine Probleme mit Ausländerfeindlichkeit gehabt habe.
"Vom Gastarbeiter zum Unternehmer" war der Vortrag betitelt, den Berkant Özdemir hielt. Daraus wurde zum Beispiel ersichtlich, dass es in Kaiserslautern mehr als 100 türkische Unternehmen im Bereich Lebensmittel, Textil, Handwerk und Dienstleistung gibt - mit mindestens 500 Beschäftigten. Mit Fatih Temel, der seinen Weg zum Inhaber eines Modegeschäftes in der Stadt beschrieb, stellte sich dann einer dieser Unternehmer vor. Humorvoll erläuterte er, wie er vom Studium des Bauingenieurswesens zur "Architektur an der Frau" wechselte. Er fühle sich voll integriert, sagte Fatih Temel, der sich auch als Vorsitzender eines türkischen Elternvereins engagiert.
Nach einem besinnlichen Solo von Kuday Sahinalp auf der Schilfrohrflöte folgte ein detailreicher Vortrag von Dr. Bora Kosan zum Thema "Bildung und Wissenschaft". Dr. Kosan, wie Dr. Sanatci Mediziner am Westpfalz-Klinikum, brachte ein Fülle interessanter Zahlen und Fakten über das Leben türkischer Migrantinnen und Migranten zur Sprache. Dabei ließ er auch nicht die problematischen Fragen aus, die einer Verbesserung bedürfen.
Zum Thema "Islam und Integrationsdebatte" steuerte Kaya Göktas Erhellendes bei. Der Diplomingenieur sah im Kern seine Religion als einen friedensstiftenden Komplex von Vorschriften. Dr. Sanatci stellte zum Abschluss die Arbeit gelungener Lautrer Integrationsprojekte, wie zum Beispiel des interkulturellen Frauenclubs "Orchidee" dar oder des Akademischen Bildungszentrums ABZ, dessen Vorsitzender er ist.
Am Ende der Veranstaltung, durch die die SWR-Moderatorin Stefanie Tücking gemeinsam mit Dr. Sanatci geführt hatte, wurden Geschenke überreicht. Dann folgte der informelle Teil des Abends, mit leckerem türkischen Fingerfood und schwarzem Tee.
Autor/in: Pressestelle
Kaiserslautern, 07.04.2011