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Pressemitteilung vom 09.09.2010

Kurz und schmelzlos

Im Rahmen des Kaiserslauterer "Jahr der Wissenschaft" präsentierte Dr. Achim Nebel seine Erfolgsgeschichte und spannende Visionen wie beispielsweise über schmerzloses Bohren beim Zahnarzt

Vor zehn Jahren hat alles begonnen, in zwei Räumen, mit zwei Tischen und zwei Rechnern. Heute mietet das Unternehmen Lumera das ganze Gebäude im Lauterer Ortsteil Siegelbach, unterhält darüber hinaus einen Standort in Hongkong, beschäftigt 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erwartet in diesem Jahr eine Umsatzsteigerung von mehr als 100 Prozent. Verantwortlich dafür ist der so genannte Pikosekundenlaser zur Mikromaterialbearbeitung, der seit seiner Entwicklung weltweites Aufsehen erregt. Zahlreiche Auszeichnungen hat die Ausgründung aus der Technischen Uni Kaiserslautern bereits gewonnen sowie die Stellung an der Weltmarktspitze. Dank der amüsanten Einführung von Professor Helmut Neunzert können die zahlreichen Besucherinnen und Besucher den Vortrag in der Fruchthalle aufmerksam verfolgen. Neunzert vergleicht den Strom des Lasers mit einem Menschenstrom, beziehungsweise mit "Marschkolonnen". Diese haben den Vorteil, dass man sie lenken, bündeln oder aufteilen kann - genau so, oder fast, wie Laserstrahlen. Dass Laser nicht nur für Industrie wichtig sind, erläutert dann Lumera-Geschäftsführer Nebel. Als Beispiele nennt er den Laserdrucker, den großen Bereich der Faseroptik und den CD-Player - Produkte, die uns in unserem täglichen Leben begegnen. Der Laser, den Lumera entwickelt hat, ist in der Lage, alle Materialien präzise, schädigungsfrei und schnell zu bearbeiten. Bisher waren zur Mikrostrukturierung von Stein, Glas oder Metall unterschiedliche Laser nötig. Der Pikosekundenlaser kann alle Werkstoffe bearbeiten, gleich welcher Materie, und arbeitet zudem erheblich präziser. Nebel veranschaulicht an Beispielen den deutlichen Unterschied zwischen der bisherigen Technologie und der Lumera-Entwicklung. "Wenn Sie mit einem herkömmlichen Laser zum Beispiel ein Loch bohren wollen, entsteht da zunächst Wärme. Das Material schmilzt an dieser Stelle und erstarrt wieder. Das hinterlässt Krater. Oder Teile des Materials fliegen durch die Bohrung nach oben, fallen wieder runter auf die Oberfläche und beschädigen damit die Struktur. Diese ganzen Nachteile gibt es nicht beim Pikosekundenlaser." Dieser neuartige Laser macht nichts anderes als Bohrungen. Das Neue daran ist die Taktung. Der Pikosekundenlaser leistet eine Million Bohrungen pro Sekunde. Das ist eine Dimension, die man sich kaum vorstellen kann. Nebel bringt weitere Vergleiche an, um die immensen Ausmaße zu vermitteln. Eine Pikosekunde im Vergleich zu einer Sekunde steht im gleichen Verhältnis zu dem Vergleich einer Sekunde zu 32.000 Jahren. Sie ist auf alle Fälle "ganz furchtbar kurz". Beeindruckende Bilder beweisen die Einzigartigkeit der neuen Technik: Man sieht den stark vergrößerten Flügel einer Fliege, auf dem das Firmenlogo von Lumera eingeschnitten ist oder einen Eiswürfel, der ebenfalls das Firmenlogo trägt. "Bei jeder anderen Technik würde der Eiswürfel wegschmelzen", betont Nebel. Wozu braucht die Welt diese Laser? Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Ob für die Herstellung von Druck- und Prägewalzen, das Schneiden von Wafern für die Herstellung von Mikroprozessoren oder zum Bohren von Kühldüsen in Turbinenschaufeln - überall da, wo Präzision höchste Priorität hat und gar Einsparungen erzielt, kann Lumera ansetzen. Im Automobilbereich könnten die Innenwände von Zylindern strukturiert werden. Die geschnittenen Kanäle würden die Ölversorgung sichern und so die Reibung der Kolben minimieren. "Ein Drittel des weltweiten Energieverbrauchs wird dafür aufgewendet, Reibung zu minimieren", weiß der Wissenschaftler. Nebel schwebt der Einsatz beim Zahnarzt vor. Der Laser könnte beschädigte Zahnsubstanz präziser entfernen als herkömmliche Bohrer. Damit wären alle Bohrer-Geräusche auf ewig verbannt - eine aussichtsreiche Vision. Der nächste Vortrag der Veranstaltungsreihe in der Fruchthalle findet am 06. Oktober 2010 statt. Dann wird Theo Düppré von Wipotec Wägetechnik zum Thema "Kein Gramm zu viel" referieren.



Autor/in: Pressestelle

Kaiserslautern, 09.09.2010