Achtung! Diese archivierte Pressemitteilung könnte inhaltlich veraltet sein

Bitte beachten Sie, dass Sie sich gerade im Pressearchiv befinden. Die hier verfügbaren Pressemitteilungen könnten veraltete oder nicht mehr relevante Informationen enthalten.

Das Pressearchiv soll vergangene Pressemitteilungen für historische und archivarische Zwecke speichern, weswegen die Inhalte archivierter Pressemitteilungen im Nachgang auch nicht mehr verändert werden.

Wir empfehlen Ihnen, dies bei der Nutzung des Archivs zu bedenken und bei Bedarf die Aktualität der Informationen zu überprüfen.

Pressemitteilung vom 08.05.2008

Lesung "Bücher aus dem Feuer"

Gedenken an Bücherverbrennung

Am Mittwoch, 07. Mai 2008, fand die Lesung "Bücher aus dem Feuer" mit Bürgermeisterin Dr. Susanne Wimmer-Leonhardt in der Stadtbibliothek statt. Mit dieser Aktion sollte des 75. Jahrestages der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 gedacht werden. Damals wurden in vielen deutschen Städten die Bücher von jüdischen oder politisch unerwünschten Schriftstellern und Wissenschaftlern öffentlich verbrannt, so auch in Kaiserslautern. "In vielen deutschen Städten laufen heute solche und ähnliche Aktionen. Dem Aufruf des Deutschen Städtetages, der Vergangenheit entgegenzutreten, sind alle Fraktionen spontan und gerne gefolgt. Es ist von erheblicher Bedeutung, den ewig Gestrigen eine klare Absage zu erteilen", so Wimmer-Leonhardt, die dem Publikum aus "Im Westen nichts Neues" von Remarque las. "Es ist ein Buch, das mich in der Schule sehr schockiert und dennoch fasziniert hat", erklärte die Bürgermeisterin. Der Leiter der Stadtbibliothek Franz-Josef Huschens erinnerte an den 25. März 1933 in Kaiserslautern, an dem Bücher auf dem Schillerplatz verbrannt wurden. "Auf diese Veranstaltung ist in der Presse hingewiesen worden. Das belegt zweifelsfrei, dass die Aktion geplant war."
Auch der Beigeordnete Peter Kiefer beteiligte sich an der Aktion, las aus "Professor Unrat" von Heinrich Mann. Dieser habe wie andere Autoren mit ihm, Vieles prophezeit und laut ausgesprochen. "Er gehörte 1933 zu den ersten, denen die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt wurde. Der Roman zählt sicherlich zu den berühmtesten Satiren der deutschen Literatur und zweifelsfrei zu seinen wichtigsten und bekanntesten Werken", so Kiefer. Weiterhin lasen die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Leppla aus Pünktchen und Anton sowie Gedichte und Balladen von Erich Kästner, der "gleichermaßen sozialkritischer wie satirischer Autor" gewesen sei. Leppla übergab der Stadtbibliothek zudem "Das Buch der verbrannten Bücher" von Volker Weidermann. "Mit den besten Grüßen meiner Landtagsfraktion", so die Abgeordnete.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Prof. Bernd Rosenberger wählte die bekannteste Erzählung von Anna Seghers "Ausflug der toten Mädchen", die ihn sehr berührt habe. "Es ist erschreckend, wie ideologisches Gift Menschen zerstören kann." Gilda Klein-Kocksch von den Grünen stufte das "latente Herunterspielen der Nazis durch die Medien", die sich ein anderes Erscheinungsbild gäben als früher, als sehr gefährlich ein. Ihre Wahl fiel auf einen amüsanten und bezeichnenden Schriftwechsel zwischen Kurt Tucholsky und dessen Verleger. "Er war ein gesellschaftskritischer und ernsthafter Autor, gleichsam aber auch humorvoller Satiriker", so Klein-Koksch. Ingeborg Schüler von der FDP-Fraktion entschied sich ebenfalls für Kästner, der keinesfalls nur Kinderbuchautor sei und dessen Scharfsinnigkeit sie sehr schätze. Sie wies zudem auf einen Zeitungsartikel vom 27.08.1938 hin, um an die Zerstörung der Synagoge in Kaiserslautern zu erinnern. "Kaiserslautern war früher dran als andere. Auch das sollten wir nicht vergessen", so Schüler.
Auch Benno Feth (FBU) wählte ein Gedicht Kästners, er las aus der "Weltbühne", damals deutsche Wochenzeitschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft unter Leitung von Kurt Tucholsky. "Die scheintote Prinzessin" ist ein sehr schwieriges aber durchaus aktuelles Gedicht, zudem das letzte von Kästner in Deutschland, das vor der Machtergreifung Hitlers veröffentlicht wurde", erklärte Feth.

enno Feth (FBU), Beigeordneter Peter Kiefer, Ruth Leppla (SPD), Prof. Bernd Rosenberger (CDU), Bürgermeisterin Dr. Susanne Wimmer-Leonhardt (sitzend), Gilda Klein-Kocksch (Grüne), Ingeborg Schüler (FDP), Franz-Josef Huschens (Leiter der Stadtbibliothek) (v.l.n.r.)

Bild: Benno Feth (FBU), Beigeordneter Peter Kiefer, Ruth Leppla (SPD), Prof. Bernd Rosenberger (CDU), Bürgermeisterin Dr. Susanne Wimmer-Leonhardt (sitzend), Gilda Klein-Kocksch (Grüne), Ingeborg Schüler (FDP), Franz-Josef Huschens (Leiter der Stadtbibliothek) (v.l.n.r.)



Autor/in: Pressestelle

Kaiserslautern, 08.05.2008